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Erektionsstörung durch seelische Belastungen​

Kolumne Gesundheit : Erektionsstörung durch seelische Belastungen

Wenn es zu Erektionsstörungen kommt, ist der Gang der Männer, wenn überhaupt, zunächst zum Urologen, um zu schauen, ob körperliche Ursachen für die Problematik vorliegen. Meist sind dies Diabetes, Bluthochdruck, Übergewicht oder langjähriges Rauchen, was dazu führt, dass die Durchblutung und die kleinen Nerven, die für eine ausreichende Erektion zuständig sind, bereits geschädigt sind.

Oft folgt dann die Gabe von den einschlägig bekannten Medikamenten.

Nicht selten – und gerade bei jüngeren Patienten – lässt sich jedoch keine rein körperliche Ursache feststellen. Die Ursache für die zum Teil noch immer sehr schambesetzte Thematik lässt sich dann im Seelenleben der sehr verunsicherten Patienten finden. Bei chronischem Stress, Erschöpfungszuständen und Depressionen lässt sich häufig feststellen, dass neben der eigentlichen Erektionsproblematik, weswegen die Patienten zunächst einen Arzt aufsuchen, auch ein Libidoverlust vorliegt, also ein Verlust des sexuellen Interesses, welches einhergeht mit einer allgemeinen Lust- und Antriebslosigkeit bei etwa depressiven Erkrankungen.

Aber auch durch die heutzutage jederzeit freizugänglichen pornografischen Inhalte scheint ein unrealistisches Bild über die Potenz des Mannes, als jemand der allzeit und lange bereit sein kann, entstanden zu sein. Dies ist jedoch eine Verzerrung der Realität, was viele, insbesondere junge Männer, unter einen enormen Erwartungs- und Leistungsdruck stellt. Das führt dazu, dass durch die daraus resultierende Angst eine entspannte Sexualität kaum möglich ist.

Das Aufsuchen eines Psychotherapeuten mit sexualmedizinischen Kenntnissen folgt jedoch eher selten, dabei können hier gute Ergebnisse erzielt werden, wenn die dahinterliegenden Konflikte und Erwartungshaltungen in einem wertschätzenden und wertfreien Umfeld besprochen werden.

Sebastian Schneider

Facharzt für Urologie

Arzt in der Weiterbildung
(LVR-Klinik Viersen)

für Psychosomatische Medizin

und Psychotherapie