1. med:extra

Im Maria Hilf wurde der erste kabellose Herzschrittmacher eingesetzt

Großer Fortschritt für Herzpatienten : Schrittmacher ohne Kabel

Es ist ein kleiner Schrittmacher – und ein großer Schritt für Gladbacher Herzpatienten. In der Klinik für Kardiologie im Maria Hilf ist – erstmals in Mönchengladbach – ein kabelloser Herzschrittmacher implantiert worden.

Bei etwa jedem zehnten klassisch implantierten Herzschrittmacher wird während der ersten sechs Monate nach der OP mit Komplikationen gerechnet. Der kabellose Herzschrittmacher „Micra“ wird mittels Katheterverfahren eingeführt und direkt im Herzen platziert. Welche Vorteile hat das? Der Extra-Tipp hat die Oberärzte Dr. Mike Foresti und Dr. Marc Bonsels gefragt.

Kabellose Herzschrittmacher gibt es schon länger – warum kommen sie jetzt auch im Maria Hilf zum Einsatz?

Mit Entstehung einer eigenen Sektion für Rhythmologie in den Kliniken Maria Hilf im Jahre 2020 wurde das Portfolio erweitert und somit unter anderem die Implantation von „Leadless Pacern“  ermöglicht.

Die kabellosen Schrittmacher haben weniger Komplikationen zur Folge als herkömmliche. Liegt das nur am Eingriff  oder auch am Gerät selbst?

Die Komplikationen bei den herkömmlichen Schrittmachern resultieren zum einen aus der Operation, d.h. Hautschnitt, Gefäßpräparation usw., zum anderen aus dem System, etwa aus Elektrodenbrüchen, Infektionen des Systems etc. Beim Micra dagegen gibt es nur einen katheterinterventionellen Eingriff. Und ohne Elektroden gibt es auch keine elektroden-bedingten Komplikationen.

Hat der „Micra“ auch Nachteile?

Ja, der Nachteil ist, dass der Körper ihn abkapselt, d.h. es bildet sich eine Bindegewebskapsel um ihn herum. Somit kann er nach einer gewissen Zeit nicht mehr explantiert werden. Ist nach etwa zehn Jahren die Batterie leer, muss eine zusätzliche Schrittmacherkapsel daneben implantiert werden.

Für wen eignet sich der kabellose Herzschrittmacher?

Für Patienten, bei denen der konventionelle Schrittmacher zu Komplikationen geführt hat.  Eine bakterielle Infektion des Schrittmachers etwa erfordert meist eine komplette Explantation. Hier ist der Micra eine gute Alternative. Der Vorteil des kabellosen Schrittmachers ist, dass man keine Elektroden über die V. subclavia-V. Cava superior zum Herzen vorbringen muss. Das heißt, wenn dieser Gefäßweg durch ältere Elektroden in den Venen zuthrombosiert ist, kann der Micra alternativ eingesetzt werden.

Sind kabellose Herzschrittmacher die Zukunft, wird es bald nur noch  diese Systeme geben?

Wahrscheinlich. Die Medizinprodukthersteller arbeiten derzeit an einer Kommunikation der Schrittmacherkapseln, so dass man mehrere davon in verschiedenen Herzhöhlen platzieren und somit auch eine Resynchronisation des Herzens erreichen kann. Dies ist ein heutzutage ein wichtiger Bestandteil der Herzinsuffizienztherapie (CRT) und wird aktuell mit der Implantation eines Herzschrittmachersystems mit drei Elektroden erreicht. Auch die Verbindung eines kabellosen Schrittmachers mit einem subcutanen Defibrillatorsystem erscheint möglich. Die Systeme könnten nicht nur wie aktuell möglich mit einem Stromschlag einen plötzlichen Herztod verhindern, sondern eine Kammerrhythmusstörung auch schmerzfrei überstimulieren und damit beenden.