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Neu ausgestattet: die Palliativstation im Maria Hilf​

Auf der Palliativstation der Kliniken Maria Hilf : Den Tagen mehr Leben geben

Der Tod gehört zum Leben und doch ist das Thema Sterben immer noch ein Tabu. In der erweiterten und neu ausgestatteten Palliativstation der Kliniken Maria Hilf ist das anders. Hier wird etwas für Patienten getan, denen auf der Intensivstation gesagt wird: „Wir können nichts mehr für Sie tun.“

Sie ist Teil des Onkologischen Zentrums der Kliniken Maria Hilf und liegt mittendrin im turbulenten Klinikalltag. Doch betritt man die Palliativstation, ist es, als betrete man eine andere Welt. Es ist ruhiger, die Farben wärmer, die Atmosphäre herzlicher.

Die Palliativmedizin im Maria Hilf gibt es schon seit 12 Jahren, aber im letzten Jahr ist eine „richtige“ Palliativstation eingerichtet worden – nach neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen und mit Liebe zum Detail, maßgeblich von Oberärztin und Trauerbegleiterin Dr. med. Gerlind Büsche-Schmidt mitgestaltet. Christiane Munsch, Fachärztin für Palliativmedizin und Anästhesie, ist seit Januar Leiterin der Palliativstation. Die beiden Frauen und ihr Team sind mit Herz und Leidenschaft bei ihrer Arbeit.

„Zu uns kommen Patienten, denen auf der Intensivstation gesagt wird ‚Wir können nichts mehr für Sie tun‘, erklärt Munsch – und Büsche-Schmidt ergänzt: „Und wir können etwas für sie tun!“ Ziel sei es, den Patienten ein möglichst hohes Maß an Autonomie, Beschwerdearmut und Lebensqualität zu ermöglichen, so Munsch. Dazu biete die Palliativstation „Best Supportive Care“ (bestmögliche unterstützende Behandlung) mit der Hauptintention, die Symptome/Schmerzen zu lindern und eine möglichst gute Lebensqualität zu erreichen.

Zwölf freundlich eingerichtete Räume gibt es auf der Palliativstation – für zwölf Patienten und deren Angehörige, die nicht nur zu Besuchszeiten kommen, sondern bleiben und auch Halt beim Palliativ-Team finden können. Statt eines sterilen Aufenthaltsraums gibt es ein Wohnzimmer mit Kochzeile (inkl. Mikrowelle zum Erhitzen von Speisen für individuelle Essenszeiten), Tisch, Sessel, Spiele und sogar ein Klavier. Außerdem gibt es ein Bad mit Therapiewanne und Lichttherapie sowie einen Entspannungsraum mit Massagesessel, in dem nicht nur die Patienten, sondern auch die Angehörigen und Mitarbeiter auf audiovisuelle Traumreise gehen und so Krankheit, Trauer und emotionale Belastung für einen Moment vergessen können. Darauf zielen auch Physio- und Ergotherapie, Musik- und Kunsttherapie ab. Dabei gilt: Alles kann, nichts muss. „Wir können dem Leben nicht mehr Tage geben, aber den Tagen mehr Leben“, zitiert Dr. med. Gerlind Büsche-Schmidt die englische Krankenschwester, Ärztin und Hospizgründerin Cicely Saunders.

Und hier liegt die ganz große Leistung des Palliativteams, das genau schaut und hinhört: „Was wünscht sich der Patient?“ oder auch „Was belastet ihn?“ So könnten Rückenschmerzen z. B. von Schuldgefühlen herrühren, weiß die Oberärztin aus langjähriger Erfahrung. Auch bei Depressionen reiche es nicht, Antidepressiva zu geben. „Wenn wir die Ursache herausfinden und bearbeiten, kann es dazu führen, dass der Patient loslassen kann und kurz darauf in Frieden stirbt.“

Auch die Erfüllung kleiner und großer Patientenwünsche liegt dem Palliativteam am Herzen. Das kann das gekochte Frühstücksei sein, um das sich die Oberärztin persönlich kümmert, der Therapiehund, der zum Gestreicheltwerden geholt wird, die Taufe des Enkelkinds auf der Station, oder auch die Leberwurst, die der stellvertretende Pflegeleiter Philipp Solka auf dem Weg zur Arbeit besorgt.