Ärger um Flüchtlings-Flugblatt

Ärger um Flüchtlings-Flugblatt

40 neue Flüchtlinge werden in Kürze in eine leerstehende Gewerbe-Immobilie in Boisheim ziehen. Diese Info stand auf einem anonymen Flugblatt, das am Wochenende an Boisheimer Haushalte verteilt wurde.

Die Stadt Viersen hat diese Info inzwischen bestätigt, kritisiert aber die Verfasser des Flugblattes scharf.

„Gefährdung der inneren Sicherheit“, „Illegale Einreise“, „Verstoß gegen Baurecht“ und „Profitgeier“ - die Anschuldigungen, die gegen die Stadt Viersen und den Vermieter der Immobilie auf dem Flugblatt erhoben werden, sind schon „starker Tobak“.

Kein Wunder, dass Viersens Bürgermeister auf Stadt Spiegel-Anfrage leicht säuerlich auf das Flugblatt reagierte: „Ich habe keine Lust, mich auf dieses Niveau herunter zu bewegen. Wenn ich mir den Tenor des Flugblattes anschaue, kann man nur mutmaßen, aus welcher Richtung es kommt. Außerdem sind die dort aufgeführten Zahlen faktisch falsch.“

So steht auf dem Papier, 400 als „Scheinasylanten“ bezeichnete Flüchtlinge kämen noch im Oktober nach Boisheim - und das ohne Informationen seitens der Stadt. Das möchte Günter Thönnessen nicht so stehen lassen: „Die Zahl 400 ist falsch. Zunächst einmal kommen 40 Menschen zu uns.“ Auch erhalte der Vermieter keine 2,5 Millionen Euro als Mietpreis pro Jahr, sondern „deutlich weniger“.

Vor dem Hintergrund des nicht endenden Flüchtlingsstroms hatte die Stadt Viersen auf der Suche nach geeigneten Unterkunftsplätzen vor einigen Wochen auch private Immobilienbesitzer angeschrieben, um für den Fall neuer Zuweisungen gewappnet zu sein.

„Im Zuge dessen meldete sich auch der Eigentümer der betreffenden Immobilie in Boisheim“, sagt Günter Thönnessen. Auch den im Flugblatt geäußerten Vorwurf, die Stadt habe die Boisheimer über die Ankunft nicht informiert, entkräftet der Bürgermeister: „In der aktuellen Situation sind wir gar nicht in der Lage, lange im Voraus über neu ankommende Flüchtlinge zu informieren. Wir selbst wissen nicht, wie viele Flüchtlinge noch in diesem Monat zu uns nach Viersen kommen werden.“ Das hänge von vielen Faktoren ab, etwa den Baufortschritt an den Flüchtlingsunterkünften. „Man kann die Menschen ja nicht einfach in leerstehende Gewerbehallen stecken. Der Brandschutz, die Belüftung und noch vieles mehr - all das muss geklärt sein. Wir werden aber, wie im Umfeld der anderen Flüchtlingsunterkünfte in unserer Stadt, auch diesmal wieder die Menschen direkt vor Ort und persönlich bei einem Rundgang durch die Nachbarschaft informieren. Es ist wichtig, dass die Anwohner Ansprechpartner haben und die Thematik mit Gesichtern verbinden können“, erklärt der Bürgermeister.

(StadtSpiegel)