Ansichtssache
Kennen Sie Drama? Drama ist ein beschauliches Städtchen im Norden von Griechenland, knapp 60.000 Einwohner leben dort. Es ist wirklich ein schönes Städtchen und liegt im Schatten des Berges Pangeo, auf dem einst Alexander der Große für seine Feldzüge Gold abgebaut haben soll.
Gold gibt es dort schon lange nicht mehr, und leider ist auch von der griechisch unbeschwerten Leichtigkeit nichts mehr geblieben. Sie ist längst der Verzweiflung und der Not gewichen. In den letzten Wochen erreichten mich viele Anrufe von Lesern, die mich gefragt haben, wie ich denn das Drama um Griechenland sehe und wie man den Menschen helfen könne?
Drama, das beschreibt es ganz gut, und es ist fast schon schicksalhafte Ironie, dass eben der Heimatort meiner Familie diesen Namen trägt. Es sind eben auch die Telefonate mit meiner Familie vor Ort, die einem erst das ganze Ausmaß dieser schlimmen Situation vor Augen führen.
Besonders hart trifft es vor allem ältere Menschen, die weinend in der Bank oder vor leeren Geldautomaten zusammenbrechen, weil von ihrer eh schon fast jämmerlichen Rente nichts mehr da ist. Ein soziales Auffangnetz gibt es nicht. Und es sind eben auch diese Menschen, die jetzt wieder zur Kasse gebeten werden. Menschen, die von heute auf morgen ihre Arbeit verlieren, deren Lohn von jetzt auf gleich um die Hälfte gekürzt wird, Menschen, die kaum was haben und jetzt trotzdem die Zeche zahlen müssen.
Sicher, sie haben nicht alles richtig gemacht, die Griechen. Ich kenne sie, und sie sind sicher nicht perfekt. Aber es sind eben auch die Menschen, die ankom-
menden Flüchtlingen täglich mit einer warmen Mahlzeit helfen, obwohl sie selbst nichts haben.
Ich bin kein Finanz- oder Wirtschaftsexperte und habe sicher keine Lösung parat. Aber ich wünsche mir, dass –trotz aller Unstimmigkeiten – eine Lösung für ein tolles Land mit tollen Menschen gefunden wird. Dass sich Dinge ändern müssen in Griechenland, das sehe ich auch so. Ob aber die Brecheisenmethode der richtige Weg ist, weiß ich nicht.
