Baurecht geht vor Baumrecht

Baurecht geht vor Baumrecht

Anwohner Wolfhardt Düring ist empört: An der Ecke Rheydter Straße und Breite Straße sind in großem Umfang Bäume gefällt worden. Auf seine Nachfragen bekam er nur genervte Sprüche.

Mit lautem Krachen fällt der Baumriese. Mit einem großen Greifer schmeißt ihn der Bagger auf den Haufen zu den anderen Gefallenen. Wolfhardt Düring, der bislang von seiner Wohnung auf das kleine Wäldchen Ecke Rheydter Straße und Breite Straße geguckt hat, platzt vor Wut bald der Kragen. „Ich weiß, es ist sowieso zu spät, aber man kann doch nicht immer zu allem schweigen“, empört er sich, als er beim Extra-Tipp anruft.

 Von den Fällarbeiten haben die Anwohner erst durch die Sägen erfahren.
Von den Fällarbeiten haben die Anwohner erst durch die Sägen erfahren.

Das große Grundstück gegenüber ist inzwischen fast vollständig gerodet. Bevor die Baumfäller kamen, inspizierten wichtig aussehende Herren das Grundstück. Wolfhardt Düring sprach sie an, fragte, ob so dicke Bäume denn überhaupt gefällt werden dürften. „Die Stadt darf alles“, bekam er als flapsige Antwort. Das brachte ihn erst Recht in Fahrt. Er rief bei CDU und SPD an, erfuhr erst was von einer geplanten Straße, dann etwas von Gebäuden mit Tiefgarage, die dort hinkommen sollen. Am Ende wurde er ans Bauordnungsamt verwiesen. Wenn da gefällt würde, habe das schon seine Richtigkeit, war dort die Auskunft.

Extra-Tipp hat Hajo Siemes dazu geholt, Fraktionsvorsitzender der Grünen Bezirksvertretung Ost und in Mönchengladbach seit Jahren so etwas wie der oberste Baumschützer. „Oft erfahren die Bürger erst was, wenn die Säge schon läuft“, sagt er, obwohl es darüber eine anders lautende Vereinbarung gäbe. Und manchmal habe er den Verdacht, dass da lieber erstmal „Fakten“ geschaffen werden sollten.

Das Grundstück habe der Textilverband dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW abgekauft, um darauf ein neues Textiltechnikum zu bauen, bringt Siemes in Erfahrung. Trotzdem gelte auch da die Mönchengladbacher Baumschutzsatzung, so Siemes. Verfahren werde jedoch leider immer noch nach dem Motto „Baurecht geht vor Baumrecht“. In solchen Fällen müsste der Bauherr ersatzweise neue Bäume anpflanzen oder eine Ausgleichszahlung leisten. „Aber das ist lächerlich, das sind Beträge aus der Portokasse“, sagt Hajo Siemes.

Siemes hat beim Bauordnungsamt nachgefragt und erfahren, dass schon seitens der Stadt der Vorschlag gemacht worden sei, einige Bäume zu erhalten, aber das sei wegen einer geplanten Tiefgarage angeblich nicht möglich. „Da möchte man um jeden Baum heulen“, sagt er.

(Report Anzeigenblatt)