Bei Zalando in Mönchengladbach

Bei Zalando in Mönchengladbach

Handy, Portemonnaie und Uhr legt jeder von uns auf seinen Stuhl im fensterlosen Konferenzraum. Im Tausch gibt es Warnweste und Headset, damit wir Dominic Jefferson bei der Führung akustisch besser folgen können.

Der Besuch beim Online-Mode-Versender Zalando im Regiopark in Güdderath ist, nun ja, ungewöhnlich. Wie die Geschichte von Zalandos Aufstieg, die der Personalentwickler Jefferson, 36, den drei Dutzend Gästen erzählt. „2008 in Berlin gegründet, als kleines Start-up, nicht in der Garage, aber im Keller, mit dem Versand von Schuhen.“ Letztes Jahr ging die Firma an die Börse, hat Zweigstellen in 15 Ländern und beschäftigt zehntausend Mitarbeiter. „Was glauben Sie, aus wie viel Nationen?“ Aus hundert, in Mönchengladbach sind es siebzig.

Mode zu den Menschen bringen - hinter diesem Slogan stehen solche Zahlen: 1 500 Marken, 150 000 Artikel, 250 eigene Designer, 16 eigene Marken, 135 Millionen Klicks auf der Online-Plattform, 20 Zahlungsarten, 3 Milliarden Euro Umsatz. Auf 10,50 Euro hat das Unternehmen Anfang des Jahres seinen Mindestlohn angehoben, sagt Sandra Petersen von der Berliner Kommunikationszentrale, die ihre privaten Wurzeln selbst in Mönchengladbach hat. Überhaupt lässt Zalando die Sozialstandards ständig von der Dekra überprüfen, unangekündigt, 1,39 lautet der Faktor für Güdderath, wobei 4 „nicht akzeptabel“ bedeutet und 1 „sehr gut erfüllt“. Mitbestimmung, Elternschicht ab 8 Uhr, Behindertenintegration, Hubtische, die man hochfahren kann, damit der Rücken geschont wird - die Firma zeigt sich von ihrer besten Seite. Hinter die Kulissen zu sehen - als Besucher unmöglich.

Beim Rundgang stellt sich heraus, die Hubtische wurden wieder abgeholt. „Nach Tests haben die Mitarbeiter gesagt, das sind noch nicht die Richtigen.“ Das Headset erweist sich als gutes Hilfsmittel, denn in den Hallen ist es aufgrund der Förderstraßen laut. „Arbeiten die Mitarbeiter im Akkord?“ möchte ich wissen. „Nein.“ Aus anderen Quellen ist jedoch bekannt, dass, wer die Zahlen dauerhaft unterschreitet, in den Fokus gerät. Andererseits kann, wer ehrgeizig arbeitet, im Unternehmen schnell aufsteigen.

Die Zeit der Führung endet wie im Flug. Der Blick in die Dinglichkeit hinter der Online-Welt war interessant. Warum wir Geld, Uhr und Handy abgeben mussten?

Eigenes Fotografieren ist verboten, bei der Geldbörse sollen Magnetstreifen eine Rolle spielen und Uhren verkauft Zalando auch und möchte am Ende ausschließen, das man seine eigene unter den hunderttausend Artikeln zurücklässt.

(Report Anzeigenblatt)