Bilder im Verborgenen

Bilder im Verborgenen

Bilder, die im Verborgenen bleiben: „Thirty Boys Papers“ heißt eine Ausstellung des Künstlers Martin Lersch im städtischen Kulturraum EA71, der auf scharfsinnige Weise auf die strengen Urheberrechte im Umgang mit dem Werk von Joseph Beuys antwortet.

Die Problematik um die Urheberrechte im Werk von Joseph Beuys ist hinlänglich bekannt. Äußerst restriktiv handhabt die Erbengemeinschaft, die den Künstler seit seinem Tod vor genau 30 Jahren vertritt, den Umgang mit seinen Kunstwerken und Ablichtungen derselben. Das bekam auch der Mönchengladbacher c/o-Künstler Martin Lersch zu spüren, der zeichnerisch immer wieder in eine ebenso reizvolle wie überzeugende künstlerische Kommunikation mit Werken anderer Epochen und anderer Künstler tritt. Zum 30. Todestag von Joseph Beuys wählte Lersch ihn in seiner „Hommage an den großen Künstler“ zu seinem „Partner in Art“, machte allerdings die „Rechnung“ ohne die Erbengemeinschaft, die eine Präsentation der Zeichnungen von Martin Lersch schlichtweg als Verletzung der Beuys’schen Urheberrechte wertete. „Die Rechteinhaber der Urheberrechte von Joseph Beuys erteilen grundsätzlich keine Einwilligung zur Veröffentlichung oder Verwertung von Bildbearbeitungen seiner Werke“, heißt es in einem Schreiben an Martin Lersch.

Martin Lersch wäre nicht Martin Lersch, hätte er nicht auch für diese Sachlage eine „Eulenspiegelei“ der besonderen Art parat. Kurzerhand modelte er den Charakter seiner Ausstellung um, die im Projektraum des städtischen Kulturbüros in der Eickener Straße 71 zu sehen ist. Unter dem Sprachspiel „Thirty Boys Papers“ präsentiert er seine 30 Zeichnungen, die in der Auseinandersetzung mit dem Beuys’schen Werk entstanden sind. Um allerdings juristischen Fallstricken zu entgehen, verhängt er die Zeichnungen mit weißen Blättern, auf denen hinter- und scharfsinnige Aussagen stehen wie „Ungesehene Bilder erwecken Neugierde in uns“ oder „Die Gedanken sind frei – heit für Josef und Ewa“. Martin Lersch, der damit eine Art Selbstzensur ausübt, verursacht zugleich eine gezielte Provokation: „In der Ausstellung zeige ich unsichtbare, weil verhängte Bilder, welche die Frage nach der künstlerischen Freiheit und den Umgang mit der Kunst in den Raum stellen. Indem wir etwas nicht sehen, wird uns bewusst, was wir verlieren können“, erläutert Martin Lersch, der sein Ausstellungsvorhaben zuvor anderen Museen am Niederrhein präsentierte.

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Die Ausstellung ist geöffnet am 21., 22., 26., 27. und 28. Februar jeweils von 12 bis 16 Uhr. An diesen fünf Tagen lädt er die geneigten Besucher ein, im Projektraum EA 71 und in Anwesenheit des Künstlers selbst künstlerisch tätig zu werden und eigene Zeichnungen anzufertigen. Diese werden dann auch umgehend an den noch leeren Wänden ausgestellt.

(Report Anzeigenblatt)