Blaues Schild – viel dahinter

Blaues Schild – viel dahinter

Als erste Gladbacher Grundschule wird die Erich-Kästner-Schule am 22. September zur "Schule ohne Rassismus": Was schon lange gelebt wird, trägt jetzt Früchte, freut man sich an der Dohler Straße.

"Wir haben es nie an die große Glocke gehängt. Einfach unser Ding gemacht", sagt Hildegard Wyen. "Jetzt passt es!", freut sich die kommissarische Leiterin der Erich-Kästner-Schule. "Das Ding", das an der Dohler Straße seit Jahren praktiziert wird, wird am 22. September auch nach außen hin sichtbar gemacht: Als erste Grundschule Gladbachs darf sich die "Erich Kästner" als "Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage" in die Riege der so genannten SoR-Schulen einreihen. Hildegard Wyen und Judith Pollok, zweite kommissarische Schulleiterin, haben bereits das glänzende Schild im Schrank und sind stolz auf den blauen Hingucker, denn "Es steckte ja auch einiges an Vorarbeit dahinter, die Bundeskoordination, die die Zertifizierungen vergibt, von unserem Konzept zu überzeugen", resümiert Judith Pollok. Hildegard Wyen ergänzt: "Mit der Auszeichnung verpflichten wir uns, unsere Grundsätze weiter zu leben, auch vorzuleben, und einmal jährlich als Projekt zu dokumentieren."

Dass man als Schule ohne Rassismus bereits im Thema war, habe den Entschluss zur offiziellen Bewerbung beschleunigt: "Multikulturelles Zusammenleben praktizieren wir hier schon lange, davon zeugt nicht nur unsere internationale Begrüßungstafel im Eingang", lächelt Hildegard Wyen. "Projekte wie Boxenstopp, in dem gewaltfreies Lernen trainiert wird, und zwar von Lehrern, Kindern und Eltern, haben uns außerdem auf den Weg gebracht", fügt Judith Pollok hinzu. Achtsam sein, tolerant, der Ausgrenzung einen Riegel vorschieben... Grundsätze, die an der Grundschule in Geneicken-Bonnenbroich jeden Tag mit Leben gefüllt werden. "Unsere Kinder sind geübt darin, hinzuschauen, wo jemand Hilfe braucht. Dann schreiten sie ein", freuen sich die kommissarischen Schulleiterinnen über das funktionierende Miteinander in einem Schülerleben, das zu bewältigen für Kinder alles andere als ein Kinderspiel ist: "Kinder sind heutzutage sehr alltagsbelastet, bringen die Probleme ihrer oft überforderten Eltern mit in den Unterricht", weiß Hildegard Wyen. "Der Kopf ist nicht frei für den Unterrichtsstoff, da kann nichts mehr abgespeichert werden. Kinder mit Problemen können nicht lernen." Die Schule auch zu einem Lebensmittelpunkt für die Familien zu machen, ist ein Anliegen der Erich-Kästner-Schule, eine Schulsozialarbeiterin gehört als Ansprechpartnerin zum Team: "Hier sehen wir große Fortschritte, durch vertrauensvolles Miteinander erreichen wir viele Eltern." Überhaupt versteht sich die Erich-Kästner-Schule als Ort, an dem eine "Kultur des Helfens" gelebt wird. "Und wir lachen nicht übereinander. Nur miteinander. Es sind viele kleine Dinge, die letztendlich eine Schule zu einer friedlichen Schule machen. Genau die wollen wir sein", bringen Judith Pollok und Hildegard Wyen, die Verpflichtung, die "das blaue Schild" mitbringt, auf einen Nenner. "Alle sind hier anders, aber alle gleich. Das ist unser Leitsatz."

Ein dauerhaft gutes Schulkima zu schaffen, erklären die Pädagoginnen, sei im übrigen nur durch eines machbar: "Dass wir als Lehrer ein Team bilden, in dem alle eine Denke haben und ein Ziel anstreben." Die aktuell laufende Projektwoche steht unter dem Motto "Gemeinsam statt einsam". Einsam — an einer Grundschule? Gibt es das? "Leider ja", weiß Hildegard Wyen. "Auch als Kind wird man schnell zum Einzelgänger. Deshalb leiten wir ja die Kids an, guckt euch an, ob es jemand anderem nicht gut geht. Dafür ist Schule auch da, heutzutage mehr denn je."

(StadtSpiegel)