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Blind auf der Autobahn

Blind auf der Autobahn

Blinde steuern selbst das Auto auf der Autobahn? Ein Witz, glauben Sie? Tatsache. 20 Blinde und Sehbehinderte hatten die Möglichkeit auf einer Testautobahn Gas zu geben. Initiiert wurde dieses Abenteuer vom Viersener Stefan Peters.

Einmal am Steuer eines Autos Gas geben zu dürfen - für 20 Blinde und Sehbehinderte aus ganz NRW ging jetzt dieser Traum in Erfüllung. Genutzt wurde dafür die Film- und Testautobahn der FTL GmbH, die sonst nur für Filmaufnahmen und Szenen für Fernsehserien genutzt wird. Organisiert hat dieses „Abenteuer“ in Aldenhoven im Kreis Düren Stefan Peters.

Der Viersener ist Leiter der Fachgruppe Jugend der Blinden- und Sehbehindertenvereine in NRW. Unterstützung für diese Aktion fand er in der Fahrschule 53 aus Schwalmtal, die vier Fahrzeuge zur Verfügung gestellt hat.

„Vor drei Jahren haben wir das Ganze auf einem großen Parkplatz in Mönchengladbach durchgeführt. Damals gab es von Teilnehmerseite den Wunsch, ein bisschen mehr Gas zu geben. Deshalb haben wir uns darum bemüht, diese Testautobahn zu bekommen“, berichtet Stefan Peters.

Die blinden und sehbehinderten „Fahrschüler“ im Alter von 16 bis 35 Jahren wurden diesmal auf vier Fahrzeuge aufgeteilt. Jeder hatte so die Möglichkeit, 20 bis 25 Minuten mit Unterstützung eines Fahrlehrers am Steuer zu sitzen.

Der 32-jährige Peters hat auf einem Auge noch fünf Prozent Sehkraft, auf dem anderen ist er blind. Sein Sehrest hilft ihm noch ein wenig, als er dann selbst am Steuer sitzt. „Ich muss mich voll auf die Straße fokussieren. Gleichzeitig in den Seitenspiegel schauen geht nicht. In den Kurven ist es schwer, die Spur zu halten, gerade wenn die Geschwindigkeit höher wird.“ Bis zu 170 Stundenkilometer erreicht Peters. Eine anschließende Vollbremsung aus hohem Tempo gibt es ebenfalls.

Dem Viersener und den anderen Teilnehmern hat das Autofahren großen Spaß gemacht. Er hat aber auch etwas dabei gelernt. „Es ist gar nicht so leicht, ein Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit schnell zum Stillstand zu bringen, da wirken große Kräfte. Es war interessant, das einmal selbst aktiv am Pedal zu spüren, und das sollte man sich als Fußgänger auch immer vor Augen halten.“

Sein Fahrlehrer Thomas Schöpgens (Fahrschule 53 Schwalmtal) unterstützt dieses Projekt schon zum zweiten Mal. Er ist begeistert: „Durch das mangelnde Sehvermögen ist viel mehr Gefühl für Kupplung, Bremse und Gas vorhanden. Der Spaß steht natürlich im Vordergrund, weil wir ja nicht gemeinsam auf den Führerschein hinarbeiten.“

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Den Fahrlehrern gebe diese Aktion auch viel, da Anweisungen mal ganz anders gegeben werden müssten, als bei sehenden Schülern. Am Ende des Tages stand fest, dass es bestimmt nicht die letzte Aktion mit Blinden hinterm Steuer war.

(Report Anzeigenblatt)