Brüggen vom Netz abgeschnitten

Brüggen vom Netz abgeschnitten

Wer in Brüggen mit dem Telefonica-Netz mobil telefonieren oder surfen möchte, schaut seit Wochen in die Röhre. Jetzt ist klar, warum. Eine Lösung gibt es aber noch nicht.

Mit dem Wort „Skandal“ sollte man vorsichtig umgehen. Hier erscheint es aber angebracht. Wer in den letzten Wochen und Monaten über das Netz der Telefonica – O2, E-Plus und Aldi-Talk, sowie diverse kleinere Anbieter – telefonieren oder das Internet benutzen wollte, der bekam vieles, nur keine Verbindung. Seit Mitte der Woche ist es in Born plötzlich wieder besser. Eine langwierige Recherche hat ergeben, was passiert ist.

Allerdings benötigt man eine ganze Menge Vorwissen. Für die Kunden ist Telefonica als Netzanbieter der Ansprechpartner. Dort werden allerdings nur Verträge und Sim-Karten verwaltet. Für den technischen Bereich gibt es einen Generalunternehmer. Der wiederum hat wieder einen Generalunternehmer, der sich um Einrichtung, Wartung und Sanierung der Anlagen kümmert. Von Telefonica aus muss also erst über zwei Etagen herunter gemeldet werden, dass sich in Brüggen die Beschwerden häufen. Das hat gedauert.

Aber Anfang der Woche hatte die Nachricht den zuständigen Programmierer erreicht. Der fand auch den Fehler – was nicht einfach war. Denn der lag in Schwalmtal, an einer Station am Vogelsrather Weg. Von hier aus geht ein Richtfunk-Signal in Richtung Brüggen. Und kommt zuallererst an dem Mast an, der am Sportplatz am Vennberg steht.

Der wurde seit Anfang Juni nicht mehr erreicht. Allerdings war der Fehler nicht einfach zu finden, denn die Station in Schwalmtal hatte alle Lämpchen auf „grün“ – meldete keine Fehlfunktion. Sie war Anfang Juni saniert worden. Dabei hatte sich eine Steckverbindung unsichtbar für die Monteure gelockert. Nachdem keine Fehlermeldung kam, gingen sie davon aus, dass alles ordnungsgemäß funktionierte. Der beauftragte Programmierer fand den Fehler dann und behob ihn.

Allerdings wunderte ihn, dass es in Brüggen immer noch keinen Empfang geben sollte. Denn auf dem Kartenmaterial, das ihm vorlag, gab es drei weitere Stationen in Brüggen: An der Borner Straße, am Zeisigweg und am Weihersfeld.

Dass die Borner Straße das ehemalige Laumans-Gelände ist und die Station auf dem dortigen Schornstein seit Frühjahr nicht mehr existiert, war schnell plausibel. Weiter ging es zum Zeisigweg. Nach den Unterlagen sollten hier Elemente für 2G, 3G und 4G in Betrieb sein. Aber auch dort fand sich nur eine Baugrube.

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Ralf Willemsen, Projektierer für dieses Gelände, ist selbst sauer: „Ich glaube, ich brauche einen anderen Anbieter“, sagt er auf der Baustelle. Er sei nicht anspruchsvoll, aber wenigstens telefonieren wolle er. Der Vertrag mit dem Mobilfunkanbieter sei fristgerecht gekündigt worden, Ende 2015. Mit einer Kündigungsfrist von einem Jahr. Er habe auch angeboten, so lange auf dem Gelände einen mobilen Masten aufstellen zu lassen, um die Versorgung sicherzustellen. Darauf habe er allerdings keine Antwort erhalten – und inzwischen seien die Grundstücke veräußert, so dass er nicht mehr Ansprechpartner sei.

Zwei von vier Stationen sind also außer Betrieb. Aber der Mast am Weihersfeld, den kann man weithin sehen. Der Besuch dort führte aber auch zu Ernüchterung. Ein Blick in die Schaltschränke bewies, dass dort im April und Juni gearbeitet worden war. Die Arbeiten sind aber noch nicht abgeschlossen, verschiedene Elemente müssen noch verbaut werden. Der Mast funkt noch nicht.

Somit gab es in Brüggen vier Wochen lang genau null Mobilfunk-Masten. Jetzt gibt es einen. Nachfragen bei Telefonica hatten zunächst nur ergeben, dass „eine Mobilfunkstation aktuell nicht ordnungsgemäß funktioniert“. Das sei ein Ersatzstandort für den gekündigten Standort, der bisher den Ort versorgt habe. Der sei kurzfristig gekündigt worden. Ob dabei von dem Standort am Zeisigweg oder von dem an der Borner Straße die Rede ist, wird nicht klar. Kurzfristig sind beide nicht gekündigt worden. Die ersten Informationen an das Unternehmen gab es im Jahr 2011, das geht aus Dokumenten hervor, die der StadtSpiegel einsehen konnte.

Am Donnerstag räumte Telefonica dann ein, dass es um den Standort an der Borner Straße gehe – vom Zeisigweg war da immer noch nicht die Rede. Als Ersatz für die Borner Straße werde nun der Standort am Vennberg von einer Interimslösung zu einer festen. Einen weiteren Standort wolle man in diesem Quartal noch in Betrieb nehmen – wahrscheinlich ist damit das Weihersfeld gemeint, eine Antwort von Telefonica stand bei Redaktionsschluss noch aus.

Die Kunden, die sich beschwerten, erhielten sehr unterschiedliche Auskünfte – sie lagen zwischen einfachem Bedauern und kleinen Gutschriften. Ein Sonderkündigungsrecht gebe es nicht. „Sollten Kunden vereinzelt längere Service-Einschränkungen verzeichnen, schauen wir uns gerne die individuelle Situation dieser Kunden an und versuchen, gemeinsam eine Lösung zu finden. Die entstandenen Unannehmlichkeiten bedauern wir sehr“, heißt es in der offiziellen Stellungnahme.

Unter dem Strich bleibt jetzt eine statt vorher vier Mobilfunkstationen – mit der Option, dass die zweite in diesem Quartal, das noch bis September geht, in Betrieb genommen wird. Von weiteren Standorten, vor allem weiter westlich, ist bislang nicht die Rede.

(StadtSpiegel)