Das „sonnige“ Hollywood

Das „sonnige“ Hollywood

Ein Junge aus der Bronx will sein Glück in Hollywood finden – klingt erstmal nach 08/15 Story. Woody Allen hat es aber mit „Café Society“ geschafft, einen ganz eigenen, etwas skurrilen Film, über diese schaurig-schöne Welt auf die Leinwände zu bringen.

„Auf mich wirkt das hier alles wie das Taj Mahal“, entgegnet Bobby (Jesse Eisenberg, „The Social Network“) seinem Onkel Phil (Steve Carell, „Crazy Stupid Love“), auf die Frage, wie er Hollywood bisher so finde. Ursprünglich aus der Bronx, zieht es ihn in die scheinbar schillernd tolle Welt der Reichen und Schönen. Praktisch, dass sein Onkel ein erfolgreicher Filmagent ist und seinen Neffen bei sich aufnimmt. Wie das bei Filmagenten so ist haben die wenig Zeit und so verbringt Bobby seine Zeit mit der hübschen Sekretärin Vonnie (Kristen Stewart, „Twilight“) und, wie könnte es anders sein, verliebt sich Hals über Kopf. Klingt bis hierhin gut, doch Vonnies Herz gehört noch jemand anderem: Onkel Phil. Eine verstrickte, witzig erzählte und traurige Geschichte nimmt ihren Lauf und zeigt uns auf amüsante Weise die Schattenseiten Hollywoods.

Mit Vittorio Storaro hat Woody Allen sich vor allem einen Künstler an der Kamera ins Team geholt. Der Film besticht mit klaren Bildern und außergewöhnlichen Farben. Das permanent in orange-sonniges beige getauchte Hollywood erscheint wie eine Parallelwelt, in der augenscheinlich nichts böses passieren kann. Dahingegen wirkt das blau-graue New York kalt, distanziert und gefährlich.

Für den nötigen Witz und vor allem den Überblick sorgt die Erzählerstimme aus dem Off, gesprochen von Woody Allen höchstpersönlich. Springt der Film doch sehr schnell von Szene zu Szene, lässt hier und da mal ein paar Jahre Handlung aus und berichtet von mehreren Handlungssträngen gleichzeitig, ist die Erzählerstimme eine willkommene Navigation durch die verstrickten Geschichten zwischen Bobby, Phil, Vonnie und Bobbys späterer Frau Veronica (Blake Lively, „Gossip Girl“).

Obwohl die Geschichte vom Betrügen und betrogen werden eigentlich etwas Trauriges an sich hat, schafft es Allen, das Ganze sehr komödiantisch darzustellen und für mehr als nur einen guten Lacher im Film zu sorgen.

Dazu tragen auch die toll ausgewählten Schauspieler bei. Jesse Eisenberg glänzt in der Rolle des naiven, unsicheren und doch irgendwie arroganten Bobbys und schafft es, ganz unbemerkt, seinen Wandel vom unsicheren Jungen aus der Bronx zum selbstbewussten Café Besitzer und Familienvater darzustellen. Kristen Stewart spielt mit typischer Stewart-Attitüde eine emanzipierte, selbstbewusste Frau.

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Scharfsinnige und witzige Dialoge zwischen den Charakteren geben dem Film eine gewisse Schnelligkeit und eine ganz besondere, lebhafte Ausstrahlung, die ihn von anderen seiner Art abgrenzt. Einziger Wermutstropfen könnte das abrupte Ende sein, was viele Zuschauer in der Schwebe lässt. Mit Café Society hat Allen eine unterschwellig tiefsinnige, etwas skurrile Komödie geschaffen, die das doch sehr abgegriffene „du böses Hollywood“-Bild in neuem Licht erstrahlen lässt.

(StadtSpiegel)