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Den Nachtaktiven auf der Spur

Den Nachtaktiven auf der Spur

Nicht nur viele unserer heimischen Tiere sind nachtaktiv. Alfred Schneider ist es auch – jedenfalls in vielen Nächten im Jahr. Gerne erklärt Schneider bei Exkursionen den Teilnehmern das hiesige Nachtleben unserer heimischen Tierwelt – und mehr.

Wenn die Sonne untergeht und der Abend beginnt, dann ist in der Natur sozusagen „Schichtwechsel“. Die einen begeben sich zur Ruh, während die Nachtaktiven erwachen. Das ist dann der Zeitpunkt, wo auch der Grotherather Alfred Schneider sich schnell noch einen etwas dickeren Pullover überstreift, eine Weste von der Garderobe nimmt, sich eine Kappe aufsetzt, zur Arbeitslampe greift – und sich gut bestiefelt in einen der nahe gelegenen Wälder begibt, um die Spur der Nachtaktiven aufzunehmen.

„Im Herbst bin ich meistens mit meinem Bad-Detektor unterwegs, womit ich die Stimmen der Fledermäuse hörbar machen kann“, sagt Schneider, der diese kleinen Säuger ganz besonders ins Herz geschlossen hat. „Fledermäuse sind keine Vampire, sondern schützenswerte Tier“, erklärt Schneider, der auf 33 aktive Jahre bei den Naturschutzverbänden BUND und NABU verweisen kann. „Jede dieser acht Arten, die bei uns heimisch sind, haben eine eigene Stimme, eine eigene Sprache. Wenn ich sie mit meinem Detektor hörbar mache, dann ruft das auch bei den Teilnehmern meiner Exkursionen immer großes Erstaunen und Verwunderung hervor.“ Für den agilen Naturfreund ist jeder Nachtgang, ob alleine oder in der Gruppe, spannend, abwechslungsreich und voller Überraschungen. „Die Stille der Nacht offenbart viel. Jeder zeitliche Jahresabschnitt lässt besondere nächtliche Beobachtungen und Erlebnisse ins Blickfest geraten“, sagt Schneider, „man muss sich nur mit dieser Stille beschäftigen.“

In lauen Maiennächten horcht Alfred Schneider begeistert dem schönem Lied der letzten Nachtigallen, die sich noch in unserer Region befinden. Schneider: „Ich empfinde diesen herrlichen Gesang jedes mal als ein himmlisches Geschenk.“ Spätestens wenn „Nachtgänger“ Schneider davon erzählt, wie eine Glühwürmchen-Exkursion, die er stets bei entsprechend gutem Wetter in den Monaten Juni und Juli mit Kinder-Gruppen durchführt, und hierbei von einem „märchenhaften Erlebnis“ spricht, wenn hunderte dieser leuchtenden Tierchen „lautlos ihren feenhaften Tanz aufführen“, wird jedem klar, dass Alfred Schneider nicht nur trockene Erkenntnisse über die Nachtaktiven unserer Heimat sammelt, sondern auch den von ihnen ausgehenden Zauber zu spüren vermag.

Eulen, Marder, Wiesel, Iltis, Fuchs, Mäuse, Ratten, Wildkaninchen, Rehe, Hornissen, etliche Nachtfalter, des nachts fliegende Zugvögel, und – in verschieden Gebieten – auch selbst das Wildschwein, machen Alfred Schneider zum einem „Nächtlichen Zaungast“.

Aber es ist nicht nur die nachtaktive Tierwelt, die den 66–Jährigen so fasziniert und ihn oft vom nächtlichen Schlaf fernhält. „Auch in der Pflanzenwelt gibt es Nachtaktive – so die Nachtkerze“, weiß er zu berichten. „Es ist immer wieder faszinierend, wenn man abends sieht, wie die schönen gelbleuchtenden Blüten sich öffnen und sich dann schnell interessierte Insekten zum Mahl einstellen“, sagt Schneider, der aber nicht immer frohen Herzen seinen nächtlichen Erkundungsgang zu morgendlicher Stunde abschließt. „Ich werde oftmals wehmütig und traurig, wenn ich sehe, wie durch intensive Landwirtschaft unsere heimischen Wildblumen und mit ihnen lebenden Insekten, wie Falter, verschwinden. Und das laute Krähen vom Nachbarshahn zum Einstieg in den neuen Tag, der als unnützer Fresser abgeschafft wurde, vermisse ich auch sehr.“

(Report Anzeigenblatt)