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Der Anruf: Zwischen Hysterie und Arroganz

Der Anruf: Zwischen Hysterie und Arroganz

Die Premiere von "Der Anruf" beim Niederrhein-Theater war nicht nur eine Premiere, sondern eine Welturaufführung des Stücks von Stephan Eckel.

"Ich weiß, Sie sind nervös", sagt Michael Koenen vom Niederrhein-Theater. Hinter ihm auf der Bühne steht schon der Arbeitsplatz bei einer Computer-Hotline. Gleich geht es los. "Das ist eine Welturaufführung, fragen Sie uns mal." Andere Stücke von Autor Stephan Eckel werden an den verschiedensten Bühnen gespielt. "Dieses Stück ließ sich nicht verkaufen", erzählt Koenen nach der Aufführung. "Dann hat Verena Bill es in die Finger bekommen — der Mann hat Glück gehabt."

Und das Publikum bei der ausverkauften Premiere, das auch. Für die nächste Aufführung im Schloss Dilborn am Samstag, 19. März, gibt es auch schon nur noch einige wenige Karten. Es ist ein echter Thriller, der das Publikum immer mehr in den Bann zieht.

"Das hätte ich ja nun gar nicht erwartet", flüstert eine Frau in einer der vorderen Reihen, als nach einem wirklich überraschenden Ende der Applaus aufbrandet.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Eva Liebermann, Mitte 30, ist bei der Hotline einer Computerfirma beschäftigt. Ihr Privatleben scheint gerade nicht so rund zu laufen: Der Kontakt zu ihren Eltern ist nicht gut, ihr Freund ist weg — und zu ihrem Geburtstag kommen nur ein paar Kollegen und Nachbarn.

Als eines Abends ein Mann mit sympathischer Stimme anruft, hätte es ein Telefonflirt werden können. Aber es wird ein Alptraum.

Ist der ominöse "Marc" ein Stalker? Ist er wirklich in Evas Wohnung? Welche Ziele verfolgt er? Und was verbindet ihn mit Evas Ex- oder Noch-Freund David?

Eva (Verena Bill) schwankt zwischen Hysterie und Arroganz. Es gibt Momente, in denen sie die Oberhand in dem Gespräch zu gewinnen scheint. Doch dann schwellen die Adern an ihrem Hals wieder mächtig an, verzweifelt knetet sie die Strass-Steine an ihrer Jacke. Stottert der Anrufer da wirklich? Gerät er aus dem Konzept? Und was zur Hölle will er tatsächlich von ihr? Die Zuschauer sind bis zur letzten Sekunde gefesselt, als sich plötzlich alles löst und ganz einfach, brutal einfach wird.

Das Niederrheintheater hat einen würdigen Nachfolger für "Misery" gefunden.

(StadtSpiegel)