Der Natur freien Lauf lassen

Der Natur freien Lauf lassen

Was unsere Vorfahren mit viel Geld in Betonbecken gezwängt haben, darf mit noch mehr Geld bald wieder frei fließen: die Niers und ihre Nebengewässer. Denn die Starkregenereignisse der letzten Jahre haben so manchen Entscheidungsträger umdenken lassen.

Am Ende ist es doch schöner, der Natur ihren freien Lauf zu lassen, das bewahrt auch vor Hochwasserschäden, finden Niersverband, Stadt und NEW.

 Fotos: Isabella Raupold / Ulrike Mooz
Fotos: Isabella Raupold / Ulrike Mooz

Für die Mückenschwärme im Bresgespark waren die Journalisten und Fachleute von Niersverband, Stadt und NEW ein gefundenes Fressen. „Die tummeln sich gerne an stehenden Gewässern“, so Professor Dietmar Schitthelm, Vorstand vom Niersverband. Das könnte bald anders werden, wenn die Niers an dieser Stelle von ihrer Staustufe befreit wird und wieder ganz unbegradigt fließen darf.

Schwärmen für die natürliche Lösung: Professor Dietmar Schitthelm, Vorstand Niersverband, Barbara Weinthal, Leiterin Fachbereich Umwelt, NEW-Vorstand Armin Marx und Umweltdezernent Dr. Gregor Bonin (v.l.).
Schwärmen für die natürliche Lösung: Professor Dietmar Schitthelm, Vorstand Niersverband, Barbara Weinthal, Leiterin Fachbereich Umwelt, NEW-Vorstand Armin Marx und Umweltdezernent Dr. Gregor Bonin (v.l.). Foto: Isabella Raupold

Einen dicken Batzen Geld, 600 Millionen Euro, würde es kosten, wenn die Niers mit Überlaufbecken aus Beton „entschärft“ würde. Günstiger und auch viel schöne ist es dagegen, wenn man sie entschleunigt und ihr ein weitgehend naturgetreues Bett zurück gibt. „Komplett zurück bauen geht nicht mehr“, sagt Professor Dietmar Schitthelm. Die zu tiefe und deshalb zu schnelle Niers wieder auffüllen, geht auch nicht. Die natürliche Lösung: Staustufen weg und dafür verlängern. Im Bereich Bresgespark sollen zum Beispiel 1,2 Kilometer dran. Und die sollen sich schlängeln, statt als Sturzbach das Gefälle von 1,40 Meter zu überwinden. Rechts und links bekommt sie Auen, auf die das Wasser ausweichen kann, wenn es mal wieder wochenlang schüttet.

4,5 Millionen Euro soll der Umbau des dann insgesamt 2,3 Kilometer langen Niersabschnitts kosten. Wenn alle Planungen und Genehmigungen schnell vom Tisch sind, könnte Ende 2017 begonnen werden. Die Baustelle würde etwa zwei Jahre dauern. „Wir wollen notwendige Maßnahmen und rechtliche Vorgaben so zusammen bringen, dass für die Bürger ein Mehrwert entsteht“, sagt Umweltdezernent Dr. Gregor Bonin. Dass Stadt, NEW und Niersverband da gemeinsame Sache machten, sei durchaus nicht selbstverständlich.

Wie es geht, zeigt die NEW, die für Nebengewässer zuständig ist, am Bungtbach. Dort ist in drei Abschnitten und mit dem Aufwand von 5 Millionen Euro auf einer Strecke von zwei Kilometern ein natürlicher Bachlauf mit Auen entstanden, die heute von Schilf, Wildblumen und neu gepflanzten Bäumen bewachsen sind. „In nur zwei Jahren ist das ein schönes Naherholungsgebiet geworden“, sagt NEW-Vorstand Armin Marx.

(Report Anzeigenblatt)