Schiefbahner hält sich mit dem Schreiben von Gedichten und Geschichten fit und mobil: Dichter und Vorleser

Schiefbahner hält sich mit dem Schreiben von Gedichten und Geschichten fit und mobil : Dichter und Vorleser

Für die meisten Menschen ist ein (fast) Neunzigjähriger ein sehr alter Mensch, der Ruhe und Hilfe braucht. Der Schiefbahner Wilhelm Otto entspricht jedoch dieser Vorstellung so gar nicht, denn obwohl reich an Jahren, ist er noch geistig fit und mobil.

Stadt Willich (Stb).

Wilhelm Otto fährt in Seniorenheime in der ganzen Region und liest dort aus seinen eigenen Texten vor. Gerade ist er dabei, seine Lesereise für dieses Jahr zu planen. Gut 30 Veranstaltungstermine visiert er an.

„Ich schreibe schon seit meiner Jugendzeit und habe die Freude daran nie verloren“, gesteht der gebürtige Sachse. In Schiefbahn fand er nach dem Krieg eine zweite Heimat und viele gute Freunde. Seit neuen Jahren wohnt er im Seniorenheim „Hubertusstift“ und fühlt sich dort sehr wohl. „Ich habe hier eine sehr familiäre Atmosphäre und Freiraum“, erklärt er.

Die Idee, eigene Texte und Gedichte einem Publikum vorzutragen, entwickelte sich in den ersten Jahren, in denen er im Seniorenheim wohnte. „Mir fiel auf, dass sich die Bewohner immer sehr freuen, wenn etwas Besonderes im Haus geschieht. Irgendwann wurde ich gebeten, einige Texte bei uns vorzutragen“, so Wilhelm Otto.

Der Erfolg und vor allem die Dankbarkeit seiner Zuhörer war und ist für ihn der Ansporn, auch andere Senioren mit seinem Auftritt zu unterhalten, denn bei ihm geht es nicht um große und tiefsinnige Literatur, sondern um leichte Literatur und Gedichte, die er auf sehr unterhaltsame Art und Weise darbietet. Unterstützt wird Otto dabei durch den Willicher Pianisten und Chorleiter Frank Scholzen und seinen kleinen lustigen Clown.

Das Duo Otto/Scholzen ist zu einem Unterhaltungsakt geworden, eine interaktive Lesung mit eingebautem Spaßprogramm zum Mitmachen.

Besonders gern gesehen ist sein Markenzeichen, eine Rose. Denn diese schenkt er stets dem ältesten seiner Besucher, meist bekommt sie eine Dame.

In seinen Gedichten, von denen er schon über 100 geschrieben hat, geht es oft um alltägliche Begebenheiten, wie die Abendstimmung, einen tropfenden Wasserhahn, aber auch um Gedanken und Gefühle. In Reimen gefasst und mit einer Portion Humor gewürzt, entstehen so fesselnde Kurztexte, die beim Zuhörer ankommen und mitunter auch zum Nachdenken anregen.

„Viele meiner Besucher sagten mir schon, wie schön sie unseren Auftritt fanden und baten oft, dass wir wiederkommen sollen. Das ist einfach wunderbar!“, freut sich Wilhelm Otto.

In diesem Jahr will er 30 Mal seine „Allerweltskiste“ mit Gedichten und Geschichten bestücken und andere Senioren unterhalten, 2016 soll dann die Abschiedstournee mit ebenso vielen Gastspielen folgen. „Ich fahre zu den meisten Auftritten mit dem Bus, das wird irgendwann nicht mehr gehen, ich werde ja im Herbst schon 90!“, erklärt er. Für die Zukunft wünscht sich der Schiefbahner Literat einen Nachfolger, der den Senioren Freude bringt.

(Report Anzeigenblatt)