„Die Dohrer sind auf Zack“

„Die Dohrer sind auf Zack“

Die Flüchtlinge sind derzeit Dauerthema, besonders in Dohr. Denn dort sollen 90 Asylbewerber vorübergehend in der Turnhalle am Torfbend untergebracht werden. Am Donnerstagabend wurden die Dohrer informiert.

Wenn in einem Örtchen wie Dohr 90 Flüchtlinge untergebracht werden sollen, dann löst das bei den Nachbarn nicht nur Freudentaumel aus. „Das Fremde macht uns Angst, das ist menschlich“, sagt Albrecht Fischer, Pfarrer der dortigen evangelischen Kirchengemeinde. Dass die Dohrer die Situation trotzdem mit Bravour meistern werden, ist er sich sicher. Schließlich war es Albrecht Fischer der die Idee hatte, für die verzweifelten Menschen auf der Flucht die Turnhalle zu räumen.

 Die Pfarrer Albrecht Fischer (l.) und Christoph Sandner (r.), sowie Michael Poos vom städtischen Fachbereich Soziales und Wohnen beantworteten die Fragen der Dohrer.
Die Pfarrer Albrecht Fischer (l.) und Christoph Sandner (r.), sowie Michael Poos vom städtischen Fachbereich Soziales und Wohnen beantworteten die Fragen der Dohrer. Foto: Andreas Baum

Am Donnerstagabend gab es einen Infoabend im Gemeindehaus, an dem er, der städtische Beauftragte vom Fachbereich Soziales und Wohnen, Michael Poos, Pfarrer Christoph Sandner von der evangelischen Kirchengemeinde Rheydt und die ehrenamtliche Flüchtlingshelferin Vera Henze den Dohrern zu skeptischen Fragen aber auch zu Hilfsangeboten Rede und Antwort standen.

Zu Anfang des Abends überwogen die Skeptiker und es fielen Fragen zur Finanzierung und danach, wo der Sportunterricht für die Kinder ersatzweise stattfinden solle. Manch einer war verärgert über die schlechte Informationspolitik der Stadt und auch darüber, dass einige Flüchtlinge statt Dankbarkeit zu zeigen, sich mit Leidensgenossen anderer Religionszugehörigkeiten in die Haare kriegten.

Alles berechtigte Fragen und Einwände fand Pfarrer Fischer. Wo man mit Menschen zu tun habe, gäbe es auch immer welche, die sich nicht so verhielten, wie man sich das wünsche. Doch es lohne sich, sich einfach mal darauf einzulassen. Er habe in den anderen Flüchtlingseinrichtungen viele Begegnungen gehabt, die er auf keinen Fall mehr missen wolle.

In die Dohrer Turnhalle sollen 90 Menschen kommen, deren Asylverfahren bereits läuft. Sobald auf der Krall‘schen Wiese (für 400 Menschen) und auf dem Parkplatz 8 im Nordpark (für weitere 400 Menschen) die geplanten Unterkünfte fertig gebaut seien, würden die Menschen von Dohr dorthin umziehen, so Michael Poost. Das soll etwa Ende Oktober sein. „Wir versuchen, menschenwürdige Unterkünfte zu schaffen“, so Poos, das sei aber weit entfernt davon, das zu sein, was wir uns unter einem Zuhause vorstellen.

Sprachunterricht, Koch-, Mal- und Spielgruppen, Sport und vieles andere – das Angebot, das ehrenamtliche Helfer den Flüchtlingen in Mönchengladbach bieten, ist groß. „Die Flüchtlinge dürfen sich in NRW frei bewegen“, so Poos. Einfach hingehen und jemanden zum Ausflug in den Tiergarten abholen, das gehe also, sagt Ehrenamtlerin Vera Henze, die selbst beim ersten Mal Herzklopfen hatte Damit nicht noch mehr Chaos entstehe, sei es aber besser, wenn die Helfer sich untereinander absprechen würden.

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Dank der enormen Spendenbereitschaft der Mönchengladbacher, werden Sachspenden im Moment nicht benötigt. „Das kann sich aber jederzeit ändern“, so Pfarrer Fischer, wer also etwas abzugeben habe, solle das lieber noch ein paar Wochen aufheben.

Dass die Stimmung im Laufe des Abends von Skepsis zu pragmatischer Hilfsbereitschaft wechselte, hatte nicht zuletzt mit dem Dohrer Bürgerverein zu tun, der sich vorbehaltlos hinter die Flüchtlingsidee stellte. „Die Menschen haben doch mehr Angst, als wir alle zusammen“, so Vorsitzender Günter Dorn.

Von den rund 80 Dohrern, die kurzfristig zum Infoabend gekommen waren, kündigten rund 30 ihre Hilfe an. „Die Dohrer sind auf Zack“, freut sich Pfarrer Fischer.

(Report Anzeigenblatt)