„Die Helfer dürfen nicht emotional werden“

„Die Helfer dürfen nicht emotional werden“

Der Giesenkirchener Jörg Lampe ist Leiter der Feuerwehr Mönchengladbach. Stadt Spiegel-Reporterin Iris Kisters sprach mit ihm über Gewalt gegen Helfer.

Das dies einmal so ein großes Thema werden würde, hätte man nicht geglaubt. Denn unglaublich und schockierend aber wahr ist, dass Helfer die mit ihren Rettungsfahrzeugen herbeieilen um zu verarzten, zu beruhigen, zu stabilisieren und um Leben zu retten, oft selbst in Gefahr sind, verletzt zu werden. Und die Zahlen nehmen stetig zu.

Jörg Lampe aus Giesenkirchen, Leiter der Feuerwehr Mönchengladbach, war bereit, ein paar Fragen zu diesem Thema zu beantworten. Er selbst kommt aus Dortmund, ist erfahren. Er kennt sich aus mit Brennpunkten und Gegenden in denen man nicht mehr allein im Dunkeln unterwegs sein sollte.

Herr Lampe, wie erkennt der Rettungsdienst brenzlige Situationen vor Ort?

Das Thema Alkohol spielt immer eine sehr große Rolle. Dinge schaukeln sich auf, oft sind ungewollte Äußerungen gefallen. Alle Facetten sind möglich, wie häuslicher Streit oder Gruppierungen, die sich gegeneinander richten. Der Helfer gerät in ein Spannungsfeld.

Was glauben Sie ist der Grund für die Zunahme der Gewalt gegen Rettungskräfte?

Die Gewalt und die Verrohung hat im Allgemeinen zugenommen. Die Werte sind gesunken. Die Respektlosigkeit nimmt zu. Umgangsformen einzuhalten scheint nicht mehr en vogue zu sein. Und die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander, das spielt auch eine Rolle.

Wie werden ihre Rettungskräfte auf gefährliche Situationen vorbereitet?

Durch Deeskalationstraining. Es ist nicht leicht, in diesen Situationen nicht emotional zu werden. Die Helfer müssen sich oft beleidigen lassen und müssen dies hinnehmen. Um innerlich gut vorbereitet zum Einsatz zu fahren, spielt der erste Anruf der bei uns eingeht, eine wichtige Rolle. Die Vorinformation durch die Schilderung des Anrufers lässt bereits eine Situation erkennen.

Wenn einem Helfer Schaden zugefügt wurde, was kann er tun?

Nach einem Angriff gegen einen Helfer hat zum Beispiel ein Feuerwehrmann die Möglichkeit, einen Fragebogen auszufüllen. Anhand des Bogens wird die Entscheidung getroffen, ob man der Angelegenheit nachgeht. Da der betroffene Helfer meist emotional sehr belastet ist, sind die Schilderungen oft unklar. Um eine Anzeige zu erstatten, muss es aber Beweise geben. Wenn jemand halbtot auf der Straße liegt, kann man nicht warten bis die Polizei kommt. Aber dies wäre nötig, um die Täter von denen Gewalt ausgeht, auch gegen Helfer, zu bekommen. Aus diesem Grund ist die Beweisführung oft schwierig. Dabei handelt sich hier nicht um Bagatellen! Mein Wunsch wären deshalb Sonderdezernate, die das verfolgen.

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Was haben Sie Ihren Kindern mit auf den Weg gegeben, wenn sie in Gewaltsituationen geraten würden?

Ich habe ihnen geraten, schnell wegzulaufen, wenn ihnen einer Schläge androht. „Und das nicht weil ihr feige seid!“ Denn alles was aus so einer Situation folgt kann schlimme und weit

reichende Folgen haben.

(StadtSpiegel)