Die Hüter der Wildtiere

Die Hüter der Wildtiere

Versteckt hinter einem großen Stahltor kümmert sich ein Mann um Füchse, Hasen, Igel, Amseln und sonstiges Wildgetier, das bei uns in den Wäldern lebt.

Hektisch laufen die Eichhörnchen hin und her. Mal schauen ihre spitzen Öhrchen hinter einer Decke hervor, dann sieht man wieder nur ihren buschigen Schwanz in irgendeiner Ecke verschwinden.

 Fotos: Grammatikou
Fotos: Grammatikou

Und während der stolze Hahn, der ein wenig mickrig im Vergleich zu den Hühnern wirkt, voller Inbrunst kräht, krabbeln die Igel auf der Krankenstation schnell wieder in ihre Verstecke. Die Täubchen gurren, die Krähe krächzt und das kleine Amselchen schlingt ganz gierig einen kleinen Wurm runter. Bis es groß und kräftig ist, um mit den anderen Amseln um die Wette zu fliegen, wird noch etwas Zeit vergehen müssen.

Lustige Kerlchen: Zahlreiche Eichhörnchen finden in der Wildtierauffangstation ein vorübergehendes Zuhause.
Lustige Kerlchen: Zahlreiche Eichhörnchen finden in der Wildtierauffangstation ein vorübergehendes Zuhause.

Inmitten des scheinbaren Idylls steht eine kleine Holzhütte. Darin steht Herbert Zitzelsberger. Er hat der kleinen Amsel den Wurm gereicht. Das kleine Vögelchen sitzt in einer Box. Herbert Zitzelsberger kümmert sich um das Jungtier - wie auch um die Eichhörnchen, die Igel, die beispielsweise mit gebrochener Nase auf der Krankenstation gepflegt werden, die Tauben, die Krähe, die Füchse und um all die anderen Tiere, denen er in seiner Wildtierauffangstation ein vorübergehendes Heim gegeben hat.

Die kleine Krähe ist ein Dauergast.
Die kleine Krähe ist ein Dauergast.

„Die Leute bringen mir die Tiere - angefahren Kaninchen, Hasen, Füchse oder Igel - alle Wildtiere kommen meist zu mir, und wir hier in der Station kümmern uns dann um die Tiere“, sagt er. Und mit wir meint er Carina Fischbock und ein kleines Team an Tierfreunden, die dem Tierschützer bei jeglicher Arbeit zur Seite steht.

Die grüne Anlage steht geschützt und nicht einsehbar in Neuss. Versteckt deshalb „... weil uns sonst die Leute einfach so die Tiere vor die Tür stellen oder übers Tor werfen würden“. Sowas ärgert den Tierfreund. Er kennt es. Sein Vater hatte auch mal eine Tierauffangstation, damals in Süddeutschland, wo Wildtierfreund Zitzelsberger eigentlich her kommt. Mit der Wildtierauffangstation, die mittlerweile zum Tierschutzverein Meerbusch gehört, hat er sich ein wenig seinen Traum erfüllt. „Aber es ist kein Streichelzoo oder Ponyhof“, wiegelt er energisch ab. Nein, das sei richtige Arbeit. Immerhin ginge es hier um Wildtiere und nicht um das Kuschelhäschen Zuhause. „Wenn die Tiere genesen sind, wildern wir sie wieder aus.“ Das klappt - meistens. „Manchmal sind die Tiere auch so stark verletzt, dass sie es eben nicht mehr schaffen“, sagt er - und man merkt, sowas geht dem Tierfreund zu Herzen. „Die Arbeit hier kann man nur mit Leidenschaft machen, mit Beharrlichkeit, Kontinuität und viel Liebe für die Tiere“, sagt er. Immerhin: knapp 40 Tiere brauchen momentan seine ganze Aufmerksamkeit. Und wenn Zitzelsberger einem Tier mal nicht weiterhelfen kann, dann kennt er aber die Experten, die es können. „Wir haben ein gutes Netzwerk - zu Tierärzten aber zu Tierfreunden die sich auf bestimmte Tiere spezialisiert haben“, sagt er. Er streckt den Arm aus und eine kleine Krähe hüpft rüber. Ein Dauergast. Der Wildtierfreund blickt auf die Eichhörnchen. „Demnächst werde ich eine kleine Tür oben im Verschlag der Eichhörnchen aufmachen. Von da aus können sie dann auf die Bäume in die Freiheit klettern.“ Dann wird’s im immer schwer ums Herz. „Ein Abschied halt“, sagt er. Ab und an werden sie noch mal wieder kommen, bis sie gänzlich im dichten Wald verschwunden sind - und Platz gemacht haben, für neue verletzte oder kranke Eichhörnchen und andere Tiere, die in der Wildtierauffangstation Hilfe und ein Zuhause finden.

(Report Anzeigenblatt)