Die Lanker Vergangenheit erblicken

Die Lanker Vergangenheit erblicken

Nicht weit vom Alten Schulhof entfernt gibt derzeit eine Baustelle einen besonderen Blick frei – einen in die Lanker Vergangenheit.

Von der Gonellastraße aus kann man einen Teil des freigelegten Weinkellers und der Saalbaus der Alten Weinschenke von Jos. van Dawen sehen, der Jahrzehntelang von modernen Anbauten und Sichtschutzzäunen versperrt gewesen ist.

Aktuell wird das denkmalgeschützte Ensemble von einem Mönchengladbacher Investor vor allem für Wohnzwecke umgebaut. Nach dem Abbruch einer Treppe, einer Außenterrasse und einer Fassade sind nun die halbrunden Fenster eines ehemals riesigen Weinkellers freigelegt. Das Gewölbe verlief früher bis unter die heutige Gonellastraße und wurde bei deren Bau stark verkleinert. Die wieder erkennbare Fassade des Braunen Saales mit den drei großen Bögen im Giebel zur Straße hin lassen etwas von der Pracht des 1893 als Anbau an die bestehende Gastronomie errichteten Gebäudes erahnen.

Dort wo heute der angrenzende Parkplatz ist, war früher ein Ziergarten mit Buchsbaumhecken, Beeten, Kieswegen und romantischen Sitzecken. Eine kleine Veranda erlaubte den Blick über das ganze Ensemble und die sich daran bis Langst-Kierst angrenzenden Felder. Diesen Ausblick genossen seit der Jahrhundertwende bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg nicht nur Weinkenner, sondern auch Liebhaber der örtlichen Spezialitäten Spargel und Erdbeeren. Der Ruf des Hauses reichte bis in die umliegenden Großstädte und darüber hinaus. Die Küche lockte in den 50er Jahren sogar Bundespräsident Theodor Heuss an.

Lange Jahrzehnte galt die Weinschenke aber auch als die Weingroßhandlung für den deutschen Nordwesten. Edle Tropfen von den Versteigerungen an der Mosel oder aus anderen Weinbaugebieten wurden in Fässer hierher gebracht und gelagert, in Flaschen abgefüllt, ausgeschenkt oder verkauft und versandt. Die Scheune, deren Dach gerade in Firstnähe mit großen Flächen für Fenster ausgeschnitten ist, war eine eigene Packstation von der aus die Lieferungen abgefertigt wurden.

1845 wurde der Betrieb von Josef van Dawen gegründet – und saß zum 100-jährigen Jubiläum buchstäblich auf dem Trockenen. Besatzungssoldaten hatten sich nach Kriegsende in den vom Maktplatz ausgehenden weitläufigen Gebäuden eingerichtet und den Keller bis auf den letzten Tropfen leergetrunken, so dass ein örtlicher Fabrikant einige Flaschen zum Feiern ausleihen musste. Nach dem Tod des letzten Wirtes aus der Familie van Dawen im Jahre 1959 besaß eine Erbengemeinschaft das traditionsreiche Haus und verpachtete es. Zuletzt betrieb hier die Familie Babij ein Balkanrestaurant.

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Die Familie van Dawen stammte ursprünglich nicht aus Lank-Latum. Aus den Niederlanden kommend übten die Mitglieder im 17. und 18. Jahrhundert Ämter in der Verwaltung des rechtsrheinischen Herzogtums Berg aus, war mit dem niederen bergischen Adel versippt und brachte einige Mediziner hervor. Einer ließ sich nach der Napoleonischen Ära in Lank nieder und wurde Stammvater einer Dynastie von Gastwirten, Brauern und Weinhändlern. Carl van Dawen wurde 1930 zum Ehrenbürger der Gemeinde Lank-Latum ernannt. Heute lebt kein Träger dieses Namens mehr im Ort.

(StadtSpiegel)