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Drei Jahre "Freigeist": Die Macher der Ideenschmiede

Drei Jahre "Freigeist" : Die Macher der Ideenschmiede

Das Freigeist im Rintgen ist längst weit mehr als nur das Varieté, das es noch zu seiner Gründung sein sollte. Es ist ein kulturelles Zentrum in der Südstadt geworden. Jetzt feierte es seinen dritten Geburtstag - Zeit, um sich mal mit den Inhabern zu unterhalten.

Nach der Definition sind "Freigeister" Vertreter einer Haltung, nach der "das Denken nicht von den traditionellen Sitten und Denkverboten beschränkt werden dürfe". Allem Anschein nach auch Ralf Webers Philosophie, der gemeinsam mit Claudia Steinert die Geschicke des Varietés lenkt. Er spricht im Rückblick auf die vergangenen Jahre über das, was in der Vergangenheit "einschlug wie eine Bombe", aber auch über Veranstaltungen, die nicht so rund liefen.

Vor allem aber wagt er einen Blick in die Zukunft seiner, wie er sie selber nennt, "Ideenschmiede". Besonders wenn es um Letzteres geht, sprudeln die Einfälle nur so aus ihm heraus. Obwohl Kultur in Viersen immer noch, wie er sagt, ein "schweres Thema" ist.
Nicht selten zieht es auch Besucher aus dem kulturell gut aufgestellten Düsseldorf zu den "Freigeistern" nach Viersen. Darauf ist man stolz, dennoch wird hier pausenlos an Neuem gearbeitet und die Ideen gehen dem Team dabei scheinbar nie aus.

"Wir wollen Menschen für unser Konzept begeistern", da ist man sich einig. Viele Projekte, wie zum Beispiel "tonight — die Jungs laden ins Wohnzimmer", bei dem auch Weber selber sein komödiantisches Talent auf die Bühne bringt, fordern zum Dabeisein auf und lassen spontanen und kreativen Improvisationen aus dem Publikum freien Lauf. Das neue Projekt "Comedy an der Bar" von Kabarett-Urgestein Volker Diefes lädt regelmäßig junge ambitionierte Künstler ein, um "aus der Mitte heraus" die Gäste zu unterhalten. Ansprechen will man damit wie immer auch ein junges Publikum.

Ein wenig amüsiert denkt Weber an einen Auftritt des "Vierscher Rat Pack" zurück, einem Künstler-Trio, das nach seinen Debüts im Freigeist längst auch anderswo sehr erfolgreich auf der Bühne steht: "Plötzlich waren so viele Leute da, dass die Vorrichtungen zum Kühlen der Getränke nicht ausreichten, was nicht bei jedem gut ankam." Mittlerweile ist man aber wesentlich besser gerüstet: Zum neuen Kühlraum sind auch diverse Kühlschränke mehr hinzugekommen. Gut so, denn vor allem die Ü-40 Partys haben sich längst zum Publikumsmagnet gemausert und werden auch weiter regelmäßig stattfinden, genauso wie Salsa- und Tangotanzkurse. In Zukunft möchte man sich auch verstärkt im sozialen Bereich engagieren.

"Besonders das Wohlergehen der neu angekommenen Flüchtlinge in Viersen liegt uns am Herzen", sagen Weber und Steinert einstimmig. Und so lädt das Freigeist demnächst Kinder aus dem Kaisers-Hochhaus zu einer eigenen Clownerie-Veranstaltung ein. "Wir freuen uns schon jetzt auf diesen Nachmittag und das Lachen in den Kinderaugen, das die kleinen Menschen vielleicht einen kurzen Moment vergessen lassen kann, was sie in der letzten, für sie sehr schlimmen Zeit erlebt haben."