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"Die Menschen schnell integrieren"

"Die Menschen schnell integrieren"

"Ich singe", liest Wassim. "Du singst", fährt Gamal fort. Gisela Heisters nickt begeistert und lobt. Sie steht nicht vor Grundschülern, sondern vor erwachsenen Männern. Denn sie gehört zu den Ehrenamtlern der Niederkrüchtener Flüchtlingshilfe.

Zwei Mal pro Woche sind zehn bis zwölf Ehrenamtler von ihnen im Einsatz für den Deutsch-Unterricht für Flüchtlinge. "Wir haben sehr schnell begriffen, dass der Unterricht zwei Mal pro Woche stattfinden muss, um die Menschen möglichst schnell zu integrieren", sagt Ute Lüger. Sonst werde das Wissen nicht genug vertieft.
Im November haben die Ehrenamtler begonnen, sind "reingesprungen in einen Pool von Aufgaben", wie es Ute Lüger formuliert. Vier Lerngruppen sind entstanden, die im Pfarrheim Niederkrüchten unterrichtet werden. Rund 30 Männer kommen regelmäßig zum Unterricht. Das ist viel, denn in der Unterkunft in Niederkrüchten sind zwar 60 Flüchtlinge gemeldet, aber einige sind auch bei Familien anderswo untergekommen, so dass 30 von 40 Menschen am Unterricht teilnehmen.


Es gibt eine Einstiegsgruppe, eine für Fortgeschrittene und eine für absolute Schnell-Lerner. Die vierte Gruppe richtet sich an die Menschen, die nicht nur der lateinischen Schrift nicht mächtig sind, sondern auch in ihrer arabischen Muttersprache nicht lesen oder schreiben können.
"Egal, wo sie herkommen oder was sie bisher gelernt oder gemacht haben — das sind hochmotivierte Menschen", erzählt Gisela Heisters. Darunter seien Landarbeiter ebenso wie Hochschul-Absolventen oder junge Männer, die in ihrer Heimat kurz vor dem Abitur oder mitten im Studium gestanden haben. Der Unterricht und das dazugehörige Lernen in der Unterkunft geben ihrem Wochenablauf etwas wie einen Rahmen. Denn solange ihr Status als Flüchtlinge ungeklärt ist, können sie sonst nichts tun — außer warten. Sobald sie als Flüchtlinge anerkannt sind, können sie in einem Integrationskurs in Viersen gleich vier Mal pro Woche Deutsch lernen. Aber wie lang der Weg dorthin für jeden Einzelnen noch ist, kann niemand vorhersagen.
Die Lehrerinnen sind im engen Kontakt mit dem Besuchsdienst der Flüchtlingshilfe, der einmal pro Woche die Unterkunft besucht und bei Problemen hilft.


Das Lehrwerk, das die Unterrichtenden für Deutsch als Fremdsprache gefunden haben, regt die Schüler an, über sich zu erzählen, über ihre Heimat, ihr Leben. Bezahlt hat die Lehrbücher, die jetzt genutzt und absolut pfleglich behandelt werden, ein Bischöflicher Migrationsfonds. Die Mitglieder der Flüchtlingshilfe sind der katholischen Pfarre sehr dankbar für die Unterstützung. Denn bis vor kurzem haben sie alle Unterrichtsmaterialien selbst gekauft. Aber auch Bleistifte, Radiergummis und Übungshefte gehen ins Geld, wenn man solche Mengen braucht. Auch ein Lehrwerk für die Alphabetisierung ist dringend erforderlich (Spendenkonto ist unten stehend angegeben).
Dazu kommen dann die kleinen Dinge, die ihren Schülern so viel Freude machen — zum Beispiel Romane in englischer oder französischer Sprache. Wer solche noch zu Hause hat und spenden möchte, ist herzlich willkommen.