Echtes „Eichenkreuzer Hochgewächs“

Echtes „Eichenkreuzer Hochgewächs“

Er hat seine eigene Meerbuscher Note, entfaltet sich im Mund – und erfreut die Familie in der Weihnachtszeit. Im Dezember werden bei Familie Heft in Büderich die Weinflaschen abgefüllt – mit Wein, der auf Meerbuscher Boden gewachsen ist.

Es ist vielleicht der herrlichste Tropfen von Meerbusch – und es gibt nur neun Flaschen davon. Von dem Weißen. Vom Roten werden es wahrscheinlich 15. Aber auch die sind bereits vergeben. „Die verteilen wir innerhalb unserer Familie“, sagt Markus Heft nicht wenig stolz. Der 38-jährige Büdericher hat ein außergewöhnliches Hobby – mit 35 Rebstöcken im eigenen Garten: Er ist Hobby-Winzer und stellt seit einigen Jahren eigenen Wein aus Meerbusch her. Die oberste Familienregel: Naschen verboten. „Wir haben im Garten mit Spät- und Weißburgunder aufgerebt, Elbling stand schon da von unserem Ver- und Vormieter“, sagt Markus Heft. Dass er die Winzerei zu seinem Hobby machen wollte, stand für den IT-Projektleiter schon lange fest. „Nach meinem Studium habe ich 2008 für drei Monate als Kellermeister im Weingut Böhme und Töchter in Gleina im Weinbaugebiet Saale/Unstrut gearbeitet.“ Jetzt hat er in Büderich 35 Rebstöcke, „pro Stock“, sagt der Kenner, „eine Flasche Wein“. Das ist nach einigen Jahren nach der „Aufrebung“ das Ziel. Doch schon jetzt bietet das Weinjahr eine Menge Arbeit. „Im Februar, im Winter, wird der Wein erstmal runtergeschnitten.“ Dann werden die Knospen auch behandelt wie beispielsweise gegen Mehltau. „Ich habe es einmal ohne zu spritzen versucht, aber das klappte nicht“, erklärt der zweifache Familienvater. Sind die ersten Arbeiten geschafft, fangen die Stöcke auf Höhe April an zu treiben. Im Mai und Juni können Spaziergänger Markus Heft dann wieder im Garten sehen. Mit einer Astschere läuft er durch seinen „Weinberg“ und „entgeizt“ die Triebe. „Das heißt, dass man die Wildtriebe wegschneidet, die Energie soll gebündelt werden.“ Ein Winzer will zehn Trauben pro Stock. Und schon da hat er ein Ziel vor Augen: Nach zwei, drei Monaten steht die „Lese“ an. Und dann geht es los. „Der Weißwein wird direkt manuell abgepresst.“ Der Most kommt mit „Reinzuchthefe“ und „Hefenährsalzen“ in einen „Ballon“, eine runde Glasflasche mit einem Gäraufsatz – damit Kohlendioxid entweichen, aber kein Sauerstoff oder Schädlinge hineingelangen können. „Nach zwei bis drei Tagen fängt es dann an zu gären.“ Die Hefe zersetzt den Zucker in Alkohol und Kohlendioxid. Knapp 14 Tage ist es im Keller der Hefts dann „richtig gespenstisch“. Während des Prozesses sinken die Trübstoffe mit der Hefe zu Boden, mit einem Wechsel in einen anderen „Ballon“ wird dann der Wein von der Hefe „abgezogen“. Sechs Wochen verweilt der Weißwein in Folge im Keller, um „nachzureifen“. Das Ende dieses Arbeitsjahres war damit vor wenigen Tagen. Bei Familie Heft ist der Weißwein gerade in neun Flaschen abgefüllt worden, Ehefrau Heike hat die Etiketten mit dem selbst gemachten Schriftzug „Markus Heft – Eichenkreuzer Hochgewächs – Niederrhein Elbling“ versehen. „Der Rotwein braucht hingegen noch etwas.“ Auch ist die Arbeitsweise beim roten Meerbuscher Tropfen etwas anders. Er wird nicht wie der Weißwein direkt gepresst, er wird angequetscht, „lädiert“ mit Hefe direkt im Maischebehälter angesetzt. Erst nach der Gärung wird der Rotwein abgepresst. „Ich benutze dann keinen mechanischen Filter, sondern Bentonit, Tonerde.“ Diese bindet die Trübstoffe und setzt sich auf dem Boden ab. Der Rotwein wird mindestens ein Jahr lang in Flaschen im Keller gelagert – in diesem Jahr auch erstmalig für circa drei Monate im Barrique- also im Eichenfass. Und auch diese ersten Tropfen werden dann zu Weihnachten probiert – und allesamt verschenkt. So, wie in diesen Tagen.

(Report Anzeigenblatt)