Ehrung eines Lebenswerks

Ehrung eines Lebenswerks

Mönchengladbach hat einen neuen Ehrenringträger. In einer Feierstunde im Haus Erholung bekam er eine der höchsten Auszeichnungen der Stadt Mönchengladbach überreicht. Laudator Uli Hoeneß nannte Heynckes einen „echten Freund“ und verneigte sich vor seinem Lebenswerk.

Gegen Ende wurde die Stimme von Jupp Heynckes dann doch etwas wackelig. Der frisch gebackene Ehrenringträger hatte seine Dankesrede eigentlich schon beendet, als ihm ein Letzter einfiel, dem er noch nicht gedacht hatte: Gerd Müller. „Er kann leider nicht hier sein, es geht gesundheitlich nicht“, sagte Heynckes und bat den voll besetzten Kaisersaal im Haus Erholung, sich von den Plätzen zu erheben und einen Applaus in Richtung München zu senden. Selbst in der Stunde, in der sich eigentlich alles nur um ihn selber drehen sollte, dachte Heynckes noch an andere.

Er war der Abschluss einer Ehrung, die nicht viel stimmungsvoller hätte sein können. Moderator Dieter Kürten führte in sehr amüsanter Art durch die Feierstunde, der zahlreiche Prominente beiwohnten, die die sportliche Karriere von Jupp Heynckes begleitet hatten. Bayerns ehemaliger Mannschaftsarzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, Ex-DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, Günter Netzer, Berti Vogts und Rainer Bonhof oder auch Sternekoch Alfons Schubeck - alle waren sie gekommen. Und dann war noch einer da, auf ganz persönlichen Wunsch: Uli Hoeneß. Ihn hatte sich Heynckes als Laudator erbeten, eine Bitte, die Hoeneß nicht ausschlagen konnte. „In der so schweren Zeit für mich, habe ich gerade aus Mönchengladbach sehr viel Unterstützung erhalten“, sagte Hoeneß. Rainer Bonhof beispielsweise hatte ihm mehrere handgeschriebene Briefe zukommen lassen. Am meisten aber habe ihn Heynckes unterstützt. „Er war immer für mich und meine Familie da, die Telefondrähte haben geglüht.“ Zum 63. Geburtstag habe Hoeneß sogar ein selbstgedrehtes Video erhalten. „So etwas Emotionales habe ich noch nie gesehen. Er ist einfach ein Mann, auf den man sich immer verlassen kann.“ Neben den gemeinsamen sportlichen Erfolgen, unterstrich Hoeneß in seiner Laudatio immer wieder die enge Freundschaft, die beide verbinde, und verneigte sich am Ende vor dem Lebenswerk Heynckes. „Er ist ein Vorbild für junge Leute, wie es der Fußball selten hervorgebracht hat.“

Im Anschluss durfte Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners den Ehrenring, den das Wappen der Stadt, den Namen des Trägers und das Datum des Ratsbeschlusses ziert, anstecken und Heynckes sich nachfolgend im Goldenen Buch der Stadt eintragen.

Insgesamt ist Heynckes der 33. Ehrenringträger, in den vergangenen 25 Jahren wurde der Ring nur fünf Mal vergeben. Einziger lebender Ehrenringträger ist neben Heynckes Prof. Heinz Mack, der in der vergangenen Woche seinen 85. Geburtstag feierte. „Ich bin stolz in einer Reihe mit diesen großen Persönlichkeiten, wie Heinz Mack oder Hennes Weisweiler, zu stehen“, sagte Heynckes. Weisweiler, der einzige Ehrenringträger aus dem sportlichen Bereich, sei zunächst Förderer und Mentor und späterer Freund für Heynckes gewesen. „Er hat mich mit seinem Fleiß, seiner Akribie und der Leidenschaft für den Fußball maßgeblich beeinflusst.“

Trotz seiner Weltkarriere hat Heynckes aber nie seine Heimat aus den Augen verloren. „Heimat war immer ein zentraler Wert in meinem Leben.“ Angefangen hatte alles auf einem Bolzplatz in Holt und im Hinterhof seines Elternhauses, wo er stundenlang den Ball vor die Hauswand drosch. „Was soll aus dem Jung nur werden?“ hatte seine Mutter gefragt. Die Antwort gab es spätestens am Sonntag: ein Ehrenringträger der Stadt Mönchengladbach.

(StadtSpiegel)