Ein Licht für jede Frau

Ein Licht für jede Frau

Zum internationalen Tag der Gewalt gegen Frauen haben die Westkreis-Gemeinden mit einer Aktion auf die Opfer häuslicher Gewalt aufmerksam gemacht.

Auf dem Kreuzherrenplatz brennen 27 Lichter. 27 Figuren symbolisieren die 27 Frauen, die als Opfer von Beziehungstaten im Jahr 2016 in NRW starben.

Die drei Westkreis-Gemeinden haben sich zusammengetan, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Darüber, wie verbreitet und wie vielfältig häusliche Gewalt ist. Neben den drei Gleichstellungsbeauftragten waren auch Mitglieder des runden Tisches gegen häusliche Gewalt sowie die Bürgermeister Frank Gellen (Brüggen) und Kalle Wassong (Niederkrüchten) gekommen.

Die bundesweiten Zahlen sind alarmierend. 357 Tote, etwa 80.000 Körperverletzungen und 7.600 Stalking-Fälle nennt die „Zeit“ in einer Dokumentation für das Jahr 2016 in Deutschland. Demnach haben rund 133.000 Menschen Gewalt durch ihren Partner oder Ex-Partner erfahren.

Es gebe, so Gellen aus seiner langjährigen Erfahrung als Polizist, auch Fälle, in denen die Gewalt von der Frau ausgehe, der Mann das Opfer sei. In der ganz großen Mehrheit sind es aber Frauen, die zu Opfern werden – oft über Jahre hinweg. Die Zahlen, die die „Zeit“ vom Bundeskriminalamt erhalten hat, zeigen eine steigende Tendenz. Allerdings – und auch das wird deutlich – muss das nicht heißen, dass es mehr Fälle gibt. Es kann auch bedeuten, dass mehr Betroffene den Mut haben, solche Taten anzuzeigen.

Denn für die Runde am Tisch neben den Lichtern ist klar, dass viele immer noch schweigen – aus dem Gefühl der Abhängigkeit heraus. Wer einen gemeinsamen Haushalt verlässt, muss sich eine völlig neue Existenz aufbauen. Wenn eine Frau dann aber gerade in einer Phase ist, in der sie aufgrund kleiner Kinder ihrem Beruf nicht nachgeht, dann kann ein Teufelskreis beginnen – ohne Arbeit keine Wohnung, ohne Wohnung keine Arbeit.

Helga Wassong richtet ihr Augenmerk besonders auf die Kinder. Diese erlebten die Gewalt zwischen Partnern mit. „Und so entstehen erworbene Verhaltensmuster, die die Menschen verinnerlichen. Sie geraten auch als Erwachsene in eine Welt, die sie schon als Kinder kannten.“ Das gelte sowohl für Opfer, als auch für viele Täter, die früher selbst Opfer gewesen seien.

In Krefeld, so berichtet Mary Adolphsen vom SKM Krefeld, werde ein angebotenes Anti-Gewalttraining für Männer schon sehr gut angenommen – im Kreis Viersen eher zögerlich.

Es wird auch deutlich, dass Gewalt nicht immer mit Schlägen einhergehen müsse. Das Gehirn empfinde eine permanente – verbale – Erniedrigung genau wie Schläge, sagt die Niederkrüchtener Gleichstellungsbeauftragte Christiane Jung.

(StadtSpiegel)