Ein rundes und glückliches Leben

Ein rundes und glückliches Leben

Nach 50 Jahren muss Klaus Hirnstein seine geliebte Kirchenorgel an den Nagel hängen.

Der Zufall trieb Klaus Hirnstein und seine Frau Agnes vor 50 Jahren nach Pesch. 1964 heirateten die Beiden, hatten etwas Geld geerbt und suchten ein Fleckchen Erde. „In Pesch gibts schöne Grundstücke“, riet ihnen der Architekt und am Ende wurden sie dort auch fündig. Der heute 77-Jährige kannte Pesch aus alten Zeiten. Beim Bäcker holte er nach dem Krieg gemeinsam mit seinem Vater das Brot für die Familie (ein Weg von einer Stunde) und Gastwirt Schellen kannte er aus mehr oder wenigen beruflichen Gründen: mit den Firmenkollegen ging man im Gasthaus kegeln.

Aber, ansonsten ein unbekanntes Dorf. Trotzdem fassten Klaus und Agnes aus Mönchengladbach hier schnell Fuß. Die Gemeinde (damals gab es noch drei Eucharistiefeiern in Pesch) suchte einen ehrenamtlichen Organisten und da konnte der Stahlhändler nicht „Nein“ sagen: „Ich war fasziniert vom Orgelspiel. Wenn ich eine Orgel sah, musste ich sie auch spielen“, gibt Klaus Hirnstein gerne zu und lächelt verschmitzt. Die Musikalität hatte er von Vater Gustav geerbt, der gleich in vier Chören sang. Mit 17 Jahren erlernte Klaus das Orgel spielen und begleitete musikalisch den Gottesdienst im Altenheim an der Bettrather Straße in Gladbach. In Pesch übernahm er einen Gottesdienst pro Wochenende, unterstützte schon bald auch die anderen Gemeinden in Korschenbroich.

Irgendwann übernahm er dann auch den Vorsitz des Kirchenchores, organisierte Chorfeste im Gasthaus Schellen, plante Fahrten des Kirchenchores nach Paris und London, und begleitete den Orgelbau in der Pescher Pfarrkirche. Seine Musikliebhaberei gab er Kindern und Enkelkindern weiter. Am Heiligen Abend wird gespielt und gesungen.

Es war ein rundes und glückliches Leben. Aber, wie so oft im Leben geht nicht immer alles rund. Vor einigen Jahren erkrankte Klaus Hirnstein schwer und musste sein geliebtes Orgelspiel aufgeben.

Zunächst hoffte er auf Besserung, musste jetzt aber einsehen, dass er nie wieder die Orgelbühne besteigen kann. Schweren Herzens schrieb er einen Abschiedsbrief an Pfarrer Marc Zimmermann, leitender Pfarrer im Katholischen Korschenbroich (außer Glehn), und Kantor Martin Sonnen. Kurzerhand entschieden Zimmermann und Sonnen, Klaus Hirnstein im Rahmen des Gottesdienstes am 21. Dezember um 9.30 Uhr in der Pescher Pfarrkirche zu verabschieden.

(StadtSpiegel)