Eine Gasse gegen den Tod

Eine Gasse gegen den Tod

Gladbachs Feuerwehrchef Jörg Lampe hat es bei seinem eigenen Vater erlebt: "Beim Schlaganfall zählen Minuten." Wenn dann dem Rettungswagen im Berufsverkehr nicht schnell genug die Durchfahrt-Gasse freigemacht wird, geht es wirklich um Tod und Leben.

Durch die Wache am Stockholtweg 132 schallt die Ansage: "Burgfreiheit - Reanimation erforderlich." Jetzt muss es fix gehen, 13 Minuten, dann ist die Reanimationsgrenze erreicht, danach drohen unumkehrbare gesundheitliche Schäden. Mönchengladbach schafft es sogar in acht Minuten.

Während der ärztliche Leiter Marc Deußen aus seinem Büro nebenan zum Wagen stürzt, fragt Jörg Lampe den Reporter: "Wie verhalten Sie sich eigentlich als Autofahrer, wenn Sie als Erster vor der roten Ampel stehen, zum Beispiel an der Hohenzollern-/Bismarckstraße und das Martinshorn hören?" Die Antwort wird nicht schnell genug gegeben. "Das wissen die wenigsten."

Wichtig ist wegzukommen. "Also tasten Sie sich langsam in die Kreuzung hinein, um Platz zu machen." Der kann ruhig reichlich sein. "Denn manchmal kommen wir mit schwerem Gerät." Und nicht sofort wieder die Rettungsgasse schließen, vielleicht folgt ja noch ein weiterer Einsatzwagen.
Jörg Lampes Vater hat den Schlaganfall vor sieben Jahren gut überstanden. "Meine Mutter hat damals toll reagiert. Heute merken Sie ihm das nicht an, wenn Sie mit ihm reden."

www.die-rettungsgasse.de

Der Stadt Spiegel hat den Leiter der Mönchengladbacher Feuerwehr Jörg Lampe in der Wache am Stockholtweg besucht.

Er muss vorm Start des Interviews noch "den Doktor" begrüßen, seinen ärztlichen Leiter Marc Deußen, "sonst denkt er, ich hab' ihn nicht mehr lieb", spottet der Leiter der Mönchengladbacher Feuerwehr, Jörg Lampe. Deußen wird heute Abend seine Fortbildung in Köln allein absolvieren müssen, da sein Chef einen anderen Termin hat. "Nach der Novelle des Rettungsgesetzes arbeiten wir hart an einem Qualitätsmanagement, um zu klären: Was ist heute der Standard?"

Jörg Lampe wurde 1963 geboren, ging 1983 zur Feuerwehr, hat sich über die Jahrzehnte seinen jugendlichen Charme bewahrt und empfindet heute Dankbarkeit, was seine Berufsentscheidung angeht. "In allen Beliebtheitsumfragen liegen die Feuerwehrleute weit vorn." Dieser gute Ruf gründet allerdings auch auf Entscheidungen, die in anderen Branchen oft fehlen.

"Einfach machen und helfen - und erst hinterher fragen: Ist das meine Aufgabe?" Die Tagesordnung sei völlig klar: 1. Herz, 2. Kopf, 3. Portemonnaie.
Ohne fundierte Ausbildung allerdings sind die Prinzipien nicht viel wert. Bewerber müssen einen technischen Beruf haben. Für den gehobenen Dienst ist ein Studium Pflicht. Jörg Lampe selbst hat Bergbauingenieurwesen an der RWTH Aachen studiert. "Wir beschäftigen Nachrichten-Elektroniker und Programmierer."

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Im Alltag schlägt sich die Feuerwehr aber oft genug mit Banalitäten herum, die keine sind. Beispiel? "In vielen Wohngebieten hat man den Verkehr beruhigt." Bodenschwellen verhindern das Rasen, "aber haben Sie mal daran gedacht, wie es einem Verletzten oder Kranken geht, der auf der Trage über diese Buckel gefahren wird?"

Auch die regelmäßigen Test-Ausfahrten zu Wasser-Hydranten verlaufen nicht immer erfolgreich, sie sind oft zugestellt. Was drastisch zugenommen hat, sind die Einsätze auf der Autobahn, an etwa 300 von 365 Tagen. "Wir verantworten 76 Kilometer, das geht bis Erkelenz, bis Jackerath." Bei diesen Einsätzen könnte die Feuerwehr mehr Hilfe der Autofahrer gebrauchen. "Die Rettungsgasse ist hier besonders wichtig." Und zwar: Rechts von der linken Spur, wenn es mehr als zwei Spuren gibt.