Eine Mini-Krippe im Kirschkern

Eine Mini-Krippe im Kirschkern

Eine Lupe muss Klaus Grafe zur Hand nehmen, um seine kleinste Krippe im Kirschkern zu betrachten. Rund 400 Krippen aus 103 Ländern hat der Pfarrer im Ruhestand gesammelt. Redakteurin Claudia Ohmer hat den Krippensammler besucht.

Dritter Teil der Serie „Meine Krippe“.

„Aus Ägypten ist etwas unterwegs“, freut sich Klaus Grafe. Seine Augen strahlen, wenn er über seine Leidenschaft, das Sammeln von Krippen spricht. Denn nicht nur zur Weihnachtszeit, sondern das ganze Jahr über haben Krippen bei dem 63-Jährigen Saison. Der größte Teil seiner rund 400 Krippen aus 103 Ländern schlummert noch in Umzugskartons im Keller. Aber auch so wirkt seine Wohnung, die er als Subsidiar (Pfarrer im Ruhestand) von St. Remigius bezogen hat, wie ein kleines Privatmuseum. „Seit 25 Jahren sammel ich Krippen, seit zehn Jahren intensiv“, sagt Grafe. Angefangen habe alles mit einer Krippe, die ihm ein Freund als Entwicklungshelfer mitgebracht habe.

„Mein Schwerpunkt sind die Krippen der Völker, ich versuche das Spezielle des Landes zu bekommen.“ Das ist nicht immer einfach, weiß Grafe nur zu gut. „Viele Länder haben wenig bis gar keine Krippenkultur“. Sehr schwer zu finden waren zum Beispiel Exemplare aus Irland und England. Einfach war es stattdessen ein Exemplar aus Burkina Faso zu bekommen, obwohl dort die Muslime in der Überzahl sind.

Viele Bekannte und Freunde bringen ihm Krippen als Souvenirs aus dem Urlaub mit. Viele stöbert er auch beim amerikanischen Ebay auf. „Ich schreibe auch Missionsorden an oder gehe in Eine-Welt-Läden, um dort Krippen zu erstehen. Dabei kann ich zudem noch Projekte unterstützen“, berichtet der gebürtige Hattinger, der vor zwei Jahren erst an den Niederrhein gekommen ist. Im Gepäck natürlich seine Schätzchen. Eine Krippe aus Snacktüten aus Honduras, quasi ein Abfallprodukt. Eine aus Zeitungspapier von Straßenkindern. Krippen aus den ungewöhnlichsten Materialien: Lava, Hirschgeweih, Bernstein, Kork, Staniolpapier, Palmen und gar Orangenschalen. Auch eine selbstgehäkelte aus den 1980er-Jahren hat er in seinem Fundus. Zu jeder Krippe gibt es eine Geschichte.

„Ich habe viele kleine Krippen und wenig große“, sagt der Sammler und greift bei den Miniaturausgaben zur Lupe. Denn die kleinste seiner Krippenszenen ist in einen Kirschkern geschnitzt, aber auch Kürbiskern und Walnuss sind in seiner Sammlung vertreten. Um die Größe gehe es jedoch nicht. „Es geht vor allem um die Symbolik, dann ist vieles möglich.“ So stehen in einer afrikanischen Krippe statt Ochs und Esel friedvoll auch Elefant, Löwe und Giraffe nebeneinander, in der Krippe ein schwarzes Jesuskind.

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„Die Menschen haben einen König erwartet, aber Gott kam anders, klein, aber mit großer Botschaft“, erklärt Klaus Grafe. Krippe bedeute für ihn „Gott wird Mensch in Alltagssituationen“. Seine Ausstellung von 200 Krippen Weihnachten 2014 war ein voller Erfolg. „Das hätte ich gar nicht erwartet, so viel helfende Hände, eine schöne Kommunikation und tolle Erfahrungen.“ Er könne sich auch wieder eine Ausstellung vorstellen.

Noch auf der Suche ist der Sammler nach einem Exemplar aus Kuba. Aber auch aus Kohle habe er leider noch keine gefunden. „Und ich komme doch aus dem Ruhrgebiet“, schmunzelt der 63-Jährige.

(StadtSpiegel)