Eine ungewöhnliche Sammlung

Eine ungewöhnliche Sammlung

Seit Mitte der 80er Jahre sammelt Theo Görtz Gebetbücher, Bibeln und andere religiöse Bände; zur Zeit besitzt er 605 unterschiedliche Exemplare. Die enorme Anzahl ist kein Wunder, denn seine nicht alltägliche Sammelleidenschaft hat sich herumgesprochen.

Viele Menschen sind froh, wenn sie – bei Haushaltsauflösungen etwa – jemanden kennen, der ihre alten Schätze zu schätzen weiß.

„Ein Gebetbuch schmeißt niemand weg“, ist Theo Görtz überzeugt. Er erinnert sich, als er mit seiner Frau Elisabeth auf den Dachböden bei den Eltern und Schwiegereltern mehrere solcher Bücher fand. „Nein, wegwerfen konnten wir sie nicht; wir nahmen sie mit und ahnten natürlich nicht, dass daraus mal eine riesige Sammlung werden würde“, schmunzelt der 66-Jährige. Später kamen weitere Gebetbücher von Elisabeths Tante hinzu, die bei zwei Priestern als Haushälterin gearbeitet hatte. „So kam ich schnell auf zehn oder zwölf Gebetbücher und war vom Sammelfieber gepackt“, sagt Görtz, der heute 605 Gebetbücher, Wallfahrts-, Heligen-, Pilger- und Messbücher sowie Bibeln, Schulbibeln, Lutherische Bibeln und Katechismen besitzt. Der ehemalige Stadtarchivar der Stadt Erkelenz ging im vorigen Jahr in den Ruhestand; als langjähriger Geschäftsführer des Heimatvereins der Erkelenzer Lande ist er nach wie vor aktiv.

Jeden einzelnen Band hat Theo Görtz nummeriert und mit Ausgabejahr, Titel, Herausgeber, Verlag und eventuellen besonderen Merkmalen in einer Datei erfasst. So ist er in der Lage, sehr schnell jeden Band zu finden und zu beschreiben. Die Zeit, in der er auf Märkten nach Büchern für seine Sammlung Ausschau hielt, sind vorbei. „Insgesamt habe ich etwa 200 Euro für meine Bücher investiert, und mehr will ich auch nicht ausgeben; die Sammlung wächst auch so schnell genug.“ Aus dem Kontakt zu einem ehemaligen Kollegen, der heute im Würzburger Raum Priester ist, erhält er immer mal wieder Bücher zugeschickt. „Und neulich bekam ich von einem Mann aus Hückelhoven ein ganzes Holzkistchen voller Gebetbücher, insgesamt 45 Stück“, erzählt Theo Görtz. Eine ziemlich ramponierte Bibel aus dem Jahr 1719, die er von einer Kollegin geschenkt bekommen hatte, ließ Görtz restaurieren, um sie für die Nachwelt zu erhalten. Den monetären Wert seiner Sammlung kann Theo Görtz nicht beziffern, doch das ist ihm auch nicht wichtig. „Für mich hat die Sammlung einen historischen Wert“, versichert er. „Jedes Buch hat eine Geschichte, ich denke da gerade auch an die Soldatengebetbücher, die mit im Krieg waren.“ Besonders wertvoll sind für ihn indes die Bücher aus der eigenen Familie, deren Besitzer

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handschriftliche Eintragungen gemacht haben. Neben dem normalen Oremus-Gebetbuch für das Bistum Aachen, zählen der älteste Band aus dem Jahr 1672 „Brevarium Cisterciense authoritate reverendissimi“ aus Würzburg, ein Andachtsbuch von 1883 für katholische Christen vom Gabelsberger Stenografenverein in Bamberg in stenografischer Schrift und das Gebetbuch „Himmlischer Palmgarten“ aus dem Jahr 1835 mit einem Metallscharnier zum Schließen und einer handschriftlichen Eintragung vom 20. Januar 1838 zu seinen besonderen Stücken. „Ich mag diese große Vielfalt“, sagt Theo Görtz, der ziemlich sicher ist, dass seine älteste Tochter Birgit die Sammlung irgendwann mal übernehme

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(Report Anzeigenblatt)