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Eingetaucht in eine andere Kultur

Eingetaucht in eine andere Kultur

Seit dreieinhalb Monaten ist Christoph Cleophas aus Niederkrüchten auf den Philippinen. Der 25-Jährige hilft während seines einjährigen Freiwilligendienstes dort in einem Kinderhaus traumatisierten Kindern.

Jetzt berichtet Cleophas erstmals aus dem über 10.000 Kilometer entfernten Bacolod.

In den letzten drei

Monaten im philippinischen Bacolod bin ich vielen interessanten Menschen begegnet. Drei Monate, in denen ich in eine andere Kultur eingetaucht bin. Doch Vergleiche zwischen philippinischen und deutschen Lebensbedingungen zu ziehen, ist nicht möglich. Mitleid aber wäre den Menschen hier gegenüber nicht fair und würde der Sache nicht gerecht werden. Denn die Menschen auf den Philippinen sind keineswegs unglücklich.

Das Leben in Blech- oder Bambushütten ohne festen Boden, das Leben als Bicycle-Fahrer mit ungefähr 100 Peso am Tag (etwa zwei Euro), oder die in der Straße in Form eines Brunnens organisierte Wasserversorgung ist hier Alltag und kein Zustand, der Kummer hervorruft. Das bedeutet nicht, dass sich die Leute kein besseres Leben oder mehr Geld wünschen. Keineswegs. Aber sie schaffen es mit der Situation umzugehen und dennoch glücklich zu sein. Hier in Bacolod, der Stadt des Lächelns, hat wirklich jeder ein Lächeln auf den Lippen. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich für sie ein absoluter Exot bin.

Bislang habe ich die Filipinos als offenherzig, äußerst hilfsbereit und höflich kennengelernt. Teilweise zu höflich, so dass ich das Gefühl hatte, sie würden mich als etwas Besseres sehen. Ein äußerst unbehagliches Gefühl, will man sich doch integrieren und zumindest gefühlt ein Teil ihrer Kultur sein.

Bacolods Stadtbild selbst ist geprägt von wenigen Hochhäusern, einer Haupt- und Geschäftsstraße, vielen kleinen Läden, Shops und Imbissen mit defekten und tiefhängenden Stromleitungen. Auf den asphaltierten, aber dennoch holprigen Straßen fahren bunte Jeepneys (günstige und alltägliche Transportmittel). Leichter Smog, Müllentsorgung durch Verbrennung am Straßenrand, dazu die Hitze bestimmen den Geruch in den Straßen.

Inmitten dieser Eindrücke findet sich das „Haven-Home“ („Haven-a-Kalipay-Home“), eine von zwei Einrichtungen, die von der Kalipay-Negrense-Foundation, einer ngo (non-government-organisation), geführt werden. Die andere befindet sich etwa eine Stunde südlich von Bacolod und nennt sich „Recovered-Treasures-Home“. In ihr werden derzeit 71 Kindern betreut, im Haven 26 Kinder und junge Erwachsene. „Kalipay“ bedeutet so viel wie Freude.

Die Kinder sollen wieder Freude in ihrem Leben haben. Wie Kalipay mit ihren Mitarbeitern versucht, dies umzusetzen, werde ich bald berichten.

(StadtSpiegel)