Er bringt die Leute zum Wippen und Lächeln

Er bringt die Leute zum Wippen und Lächeln

Wenn Harry Dobratz mit seinem Drehorgelspiel sein selbst inszeniertes nostalgisch anmutendes Programm spielt, sind alle begeistert. Erst bei der Eröffnung des Rheydter Marktes brachte er die Zuhörer zum Schwärmen.

„Es macht mir einen riesigen Spaß, wenn ältere Leute stehen bleiben und sagen ‚wie schön das sei’ und sogar Jugendliche im Takt mit wippen und lächeln“, sagt Harry, der seit fast dreißig Jahren Drehorgel spielt und von allen Menschen nur mit seinem Vornamen angesprochen werden will. „Kinder, die etwas in das bereitgestellte ‚Groschen-Döschen stecken, bekommen von mir einen Riegel Schokolade“, erzählt er weiter. Das Stoff-Äffchen auf seinem Instrument erinnert an die Zeit der umherziehenden Musikanten, die häufig von einem Kapuzineräffchen begleitet wurden. Mitte der 80er Jahre hatte Harry Dobratz aus Wickrathberg seine Drehorgel für 19 000 Mark bei der Herstellerfirma Hofbauer in Göttingen erworben. Eine kostspielige Investition, die er tätigte, um sich seinen Traum von der eigenen Drehorgel zu erfüllen. „Zur Einweihung des Brunnens am Lindenplatz im September 1985 habe ich schon gespielt“, erinnert sich der 82-Jährige. Anfangs musste er für jedes Musik-Stück den Lochstreifen wechseln, heute ist das Innenleben der nostalgischen Handorgel mit moderner Elektronik ausgestattet, die es ermöglicht, Hunderte Lieder hintereinander abzuspielen. „Je nach Anlass spiele ich Schunkellieder, Walzer, Märsche, Polka, Karnevalslieder oder in der Adventzeit auch weihnachtliche Lieder“, sagt Harry. Im vorigen Sommer hatte der Drehorgelmann die Idee, im Garten des Wickrather Altenheims zu musizieren. „Es kamen nach kurzer Zeit immer mehr Leute auf die Balkone und in den Garten“, sagt er mit funkelnden Augen. Seine Aktivitäten haben sich herumgesprochen. Im Pongser Altenheim „Haus am Buchenhain“ spielt er am 17. September zum Kaffeeklatsch; mit einer Gruppe aus dem Seniorenzentrum „Curanum“ geht er mitsamt seiner Orgel auf Schiffstour.

Harry begegnet allen Menschen stets mit echter Freundlichkeit und so traf es ihn schwer, als er vor fünf Jahren eines morgens feststellen musste, dass Diebe die Orgel aus seiner abgeschlossenen Garage gestohlen hatten. Doch er hatte Glück im Unglück: Zwei Jahre später konnte die Göttinger Herstellerfirma eine zur Reparatur abgegebene Orgel eindeutig ihrem rechtmäßigen Besitzer zuordnen. Für seine Verdienste um das Brauchtum wurde Harry 1995 von den „Kreuzherren“ zum „Kreuzritter“ geschlagen. Wer Harry a buchen möchte, kann ihn unter Ruf 0 21 66/ 55 13 66 erreichen.

(StadtSpiegel)