Es gibt keine größere Wut ...

Es gibt keine größere Wut ...

... als die einer verschmähten Frau: „Doctor Foster“ erzählt die alte Geschichte der betrogenen Ehefrau auf neue, eindringliche Weise. Suranne Jones brilliert in dieser Miniserie über Betrug, Lügen, Leidenschaft und die zerstörerische Kraft der Rache.

Gemma Foster (Suranne Jones) hat das vermeintlich perfekte Leben. Sie ist angesehene Ärztin in der örtlichen Gemeinschaftspraxis und führt eine glückliche und leidenschaftliche Ehe mit dem attraktiven Simon (Bertie Carvel). Gemeinsam mit Sohn Tom leben die beiden im schnieken Vorstadthaus, umgeben von einem großen Freundeskreis.

Doch die Fassade beginnt zu bröckeln, als die brünette Gemma auf Simons Schal ein langes blondes Haar entdeckt. So sicher sie sich ihrer Beziehung zunächst ist, dieses ungute Gefühl in der Magengrube, die nagenden Zweifel, wollen einfach nicht verschwinden. Kann es tatsächlich sein, dass Simon sie betrügt? Auf ihrer Suche nach der Wahrheit offenbaren sich mehr und mehr dunkle Geheimnisse, die nicht nur drohen, das Kartenhaus ihres eigenen Lebens zum Einstürzen zu bringen, sondern auch Konsequenzen für weite Teile ihres Umfelds haben.

So überzeugend und realistisch wie hier wurde die innere Zerrissenheit einer Betrogenen selten dargestellt. Man wartet mit angehaltenem Atem auf die unweigerlich bevorstehende Explosion und das, was auf den großen Knall folgen wird. Folge um Folge baut sich die Spannung zwischen Gemma und Simon auf, zwischen ihnen brodelt es, aus Liebe wird mehr und mehr Enttäuschung, Abscheu und Hass.

Gemeinsam mit Gemma wird man immer wütender. Als Zuschauer schlägt man sich unweigerlich auf ihre Seite und wünscht Simon alles erdenklich Schlechte an den Hals. Doch so sehr man ihm an die Gurgel möchte: Irgendwie kann man auch verstehen, wenn sich Gemma doch wieder einlullen lässt und Simon glauben

will

, dass alles nicht so sei, wie es scheint. Wer möchte sein eigenes Leben schon gern in Trümmern sehen?

Und genau hier brilliert „Doctor Foster“. So sehr man nämlich die Welt von Gemma und Simon in schwarz und weiß, schuldig und unschuldig, aufteilen möchte: die Serie bietet keine einfachen Antworten und ist damit realistischer als viele andere Beziehungsdramen, die über unsere Bildschirme und Leinwände flimmern. „Doctor Foster“ zeigt auf beeindruckende Weise, wie ein scheinbar perfektes Leben durch Verrat und Lügen komplett aus den Fugen geraten kann und was es psychisch mit den Betroffenen macht.

Die erste Staffel der BBC-Produktion ist hierzulande im Original und synchronisiert über Netflix und als DVD erhältlich. Die zweite und letzte Staffel der Miniserie steht bisher nur im Originalton als Download oder DVD zur Verfügung.

(StadtSpiegel)