„Es kann überall passieren“

„Es kann überall passieren“

Der Schützenbezirk Niederkrüchten hatte zu einer Informationsveranstaltung zum Thema „Sexualisierte Gewalt“ eingeladen.

Als Referenten konnten die Schützen Kalle Wassong, den bischöflichen Beauftragten zur Prävention von sexualisierter Gewalt im Bistum Aachen, gewinnen. Er ist seit Jahren selbst Mitglied im Schützenbezirk.

Die Kirche hat bei diesem Thema – ausgehend von der so genannten „Missbrauchs-Krise“, bei der immer mehr Übergriffe und Sexualstraftaten von kirchlichen Mitarbeitern bekannt geworden waren – eine Vorreiter-Rolle übernommen. „Es geht nicht nur darum, zu handeln, wenn etwas passiert ist, sondern dafür zu sorgen, dass gar nicht erst etwas passiert“, sagt Wassong. Ganz bewusst sei der Begriff „sexualisierte Gewalt“ gewählt worden. Der im allgemeinen Sprachgebrauch benutzte sexuelle Missbrauch deckt die Taten ab, die strafrechtlich relevant sind, vor Gericht gebracht werden. Wassong aber will eher ansetzen. Sexualisierte Gewalt umfasse auch Grenzverletzungen und Übergriffigkeiten. Wenn in einem Schützenzelt z.B. Jugendliche ein Video mit sexuell herabwürdigenden Inhalten herumzeigten, dann erfordere das ein Einschreiten. Das Bistum Aachen hat bislang schon etwa 18.000 Mitarbeiter, ehrenamtliche und angestellte, in dieser Hinsicht geschult und sensibilisiert. „Von der Kommunion-Mutter bis zum Bischof“, sagt Wassong. Auch für die Schützen, die ja ebenfalls für die Jungschützen eine katholische Jugendorganisation seien, sei das Thema relevant, betont er. „Wenn laut Statistik jedes vierte Mädchen und jeder zehnte Junge in Deutschland schon eine Erfahrung mit sexualisierter Gewalt gemacht hat, dann kann das auch in unserem direkten Umfeld passieren“, so der bischöfliche Beauftragte.

Für die Besucher der Informationsveranstaltung hat er viele Beispiele, an denen sie schnell merken, dass es eine riesige Grauzone gibt. Dass sie viele Situationen nach einer bloßen Beschreibung nicht einschätzen können.

Für alle Orte im Bistum gibt es Fachkräfte, an die sich Mitarbeiter und Ehrenamtler wenden können, wenn sie einen Verdacht haben. In der Broschüre „Augen auf – Hinsehen und schützen“ hat das Bistum erste Hilfen für die Menschen, die mit sexualisierter Gewalt konfrontiert werden und den Jugendlichen

Hilfestellung geben wollen, zusammengestellt.

(StadtSpiegel)