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Es muss mehr Leben in die Stadt

Es muss mehr Leben in die Stadt

Politiker, Händler, Bürger – die IHK hat sie einmal alle zusammengetrommelt: Es geht um die Gladbacher Innenstadt und die Zukunft des Einzelhandels.

Das Thema ist ein heißes Eisen. Der Alte Markt – mehr tot als lebendig. Der Hauptbahnhof – ein Desaster. Die Lage im stationären Einzelhandel – eher mau. Wie geht es weiter mit Mönchengladbach? Wie beleben wir die Innenstadt?, fragt die IHK und geht in die Diskussion – mit Vertretern aus der Gastronomie, dem Lebensmittel- und Elektrohandel, der Politik, der Stadtplanung und einigen Bürgern, die mitreden wollen, wenn es um ihre Stadt geht.

„Der Einzelhandel hat in Mönchengladbach einen hohen Stellenwert“, beginnt Jochen Klenner, seit Mai 2017 Landtagsabgeordneter. Er umreißt, worum es an diesem Abend geht: „Wir wollen ganz viel miteinander sprechen statt übereinander zu reden“ – und deutet damit bereits ein Kernproblem an: die bislang mangelhafte Kommunikation.

Zum Einstieg in den Abend gibt Andree Haack von der IHK einen Überblick. Die Situation im stationären Handel sei alles andere als rosig, die Entwicklung der Konsumausgaben rückläufig, Onlinehandel und Discounter wirken sich noch obendrein negativ aus. Doch warum? Was macht der Onlinehandel richtig? „Ganz einfach“, erklärt Haack, „Amazon zum Beispiel hat erkannt, dass Kaufen ein emotionales Erlebnis ist, und produziert sogar eigene Serien. Über Alexa kann man dann gleich die Uhr, die der Hauptdarsteller in der Serie trägt, bestellen!“

Konsequenterweise müsse der stationäre Handel digitaler werden. Waren, die nicht im Laden verfügbar sind, auf dem Laptop zeigen und für den Kunden ordern. Leider, muss Haack an der Stelle einräumen, könne sich der kleine Einzelhandel nicht alles leisten, was technisch möglich sei.

Ein gutes Vorbild sieht er aber im „Customer Journey“ eines Shopping-Centers, das quasi ein Gesamterlebnis Einkauf bietet – vom einladenden Internetauftritt über die gute Wegführung, Parkmöglichkeiten, Begrüßung und Service bis zur Gastronomie.

Eine engagierte Bürgerin, Beate Wyen, setzt das Gespräch in Gang: „Kaufen ist etwas Emotionales“, kann auch sie bestätigen. „Deshalb wäre eine Markthalle auf dem Alten Markt schön. Dann möchte ich irgendwo gemütlich Kaffee trinken gehen und mir anschließend eine schicke Bluse kaufen können.“

André Haack nickt, aber er weiß auch: Das mit dem Markt ist nicht einfach. „Der Duisburger Wochenmarkt in Rheinhausen läuft wie geschnitten Brot“, erklärt er. Aber da steckt Duisburg Kontor hinter, die machen das perfekt. In Mönchengladbach dagegen ist wer zuständig? Das Ordnungsamt!“

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Jochen Bücker, Geschäftsführer der Jessen Baugesellschaft sieht das lockerer: „Wir müssen die Welt gar nicht neu erfinden, die Holländer machen es uns vor. Wichtig ist Entfesselung –alles muss leichter und offener werden!“

Einen Lösungsansatz zur Frequenzsteigerung hat Dirk Endt, Betreiber mehrerer Edeka-Märkte: „Bringt attraktive Lebensmittelmärkte und Feinkostläden in die City! Dann muss man natürlich auch von der Flächenbegrenzung weg, für Parkplätze sorgen.“

Max Mill, Geschäftsführer Nasa Gastrokonzept GmbH, sieht noch ein ganz anderes Problem, was die schlechte Frequenz am Alten Markt angeht. „Wir brauchen mehr Events. Aber alle Initiative bringt nichts, wenn das Stadtmarketing nicht mitmacht und alles reglementiert wird. Da muss Einiges getan werden!“

Auch Eduard Felzen, Saturn-Geschäftsführer und Vorstand des Mönchengladbacher City Managements, vermisst das Stadtmarketing: .„Wofür steht Mönchengladbach eigentlich?“, fragt er. „Die Textilstadt. Borussia. Aber sonst? MG, die Einkaufsstadt? Ich merke es nicht am Stadtmarketing! Und wenn wir erst sieben Anträge stellen müssen, um einen verkaufsoffenen Sonntag zu bekommen, stimmt doch was nicht!“

An der Stelle schaltet sich Landtagsabgeordneter Frank Boss ein: „Wir schaffen gerade im Ladenöffnungsgesetz eine rechtssichere Möglichkeit dafür, dass die Gemeinden jährlich bis zu 16 verkaufsoffene Sonn- und Feiertage planen können.“ Fazit des Abends: Der Handel muss stärker kooperieren, sich inszenieren, das Leben in der Stadt kultivieren – durch verkaufsoffene Sonntage, Events, Feste – alles, was Frequenz bringt! Außerdem ist gutes Stadtmarketing erforderlich. Das Profil der Stadt muss geschärft, eine gute Infrastruktur gesichert werden.

Und, ein absolutes Muss: „Politik, Handel, Stadtmarketing – wir müssen mehr miteinander sprechen. Auch „die Politik muss lernen, dass es viele kluge Köpfe gibt, die etwas von den Dingen verstehen“, so Frank Boss.

(Report Anzeigenblatt)