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Falzbein, Herz, Sachverstand

Falzbein, Herz, Sachverstand

Ferdi Theunissen ist Fachmann für Papier- und Buchrestauration. Im Heimatverein Giesenkirchen wacht er über ein gut sortiertes Archiv, in dem die Arbeit nie ausgeht...

Wer wissen möchte, was los war in „Jisekerk“ in einem bestimmten Jahr oder Informationen aus dem blühenden Vereinsleben des Ortsteils nachschlagen möchte, darf Ferdi Theunissen gern aufs Dach steigen, genauer gesagt, dem Archiv des Heimatvereins Giesenkirchen-Schelsen-Meerkamp einen Besuch abstatten: Im obersten Stock der Begegnungsstätte Erna Borgs (Konstantinstraße 76) hat es seinen Raum, und wer den betritt, begegnet zunächst Ferdi hoch zwei: „Sieht mir doch ziemlich ähnlich, oder“, amüsiert sich Ferdi Theunissen angesichts der Marionette, die mit handgestricktem Rolli, langer Schürze und imposantem Werkzeug in der Hand an einem Regal baumelt. „Ein Falzbein“, erklärt der freundliche knapp 76-Jährige, „das Handwerkszeug unserer Zunft schlechthin. Damit macht man den Knick im Papier. Der muss schön akkurat sein.“

Akkurat ist auch der Zustand der Regale, die den größten Teil des Mobiliars im Archiv ausmachen. Daran, dass Ferdi Theunissen, Wächter über den Bestand, hier den Überblick hat, besteht kein Zweifel: „Nein, suchen muss ich eigentlich nie etwas. Hab’ ich ja auch alles selbst eingeräumt“, lacht er.

Und nicht nur das: Als Papier- und Buchrestaurator, lange Zeit tätig im Stadtarchiv Neuss und als gefragter Fachmann auch an den Aufräumungsarbeiten im eingestürzten Kölner Stadtarchiv beteiligt („Da hat das Herz manches Mal geweint!“) hat Ferdi Theunissen das Material auch selbst gebunden beziehungsweise Altes restauriert. „Ich bin ein Ein-Mann-Betrieb mit Unterstützung“, lacht der warmherzige Giesenkirchener, der in den 80er-Jahren in die Archivarbeit des Heimatvereins eingestiegen ist.

Dank der guten Vorarbeit seiner Vorgänger Hans Schellen und Hans Flesch hat Ferdi Theunissen aus dem Vollen schöpfen können: „Die beiden hatten schon enorm viel Material zusammengetragen, auch Fotos in Hülle und Fülle. Dazu Zeichnungen, Urkunden, alles.“ Mit Werner Wolf, dem ehemaligen Bezirksvorsteher, vervollständigte sich das rührige Trio zum Sammler-Kleeblatt: „Was der Werner alles aufgehoben hat, ist unglaublich“, grinst Ferdi Theunissen.

Stolz ist Ferdi Theunissen auf die gewachsene und immer noch wachsende Buchsammlung zur Heimatgeschichte Giesenkirchens. Erst vor zwei Jahren durfte sich das Archiv über eine Schenkung freuen: Heimatfreund Peter Boden stellte aus dem Nachlass seiner Eltern geschichtliche Niederschriften aus mehreren Jahrhunderten zur Verfügung.

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(StadtSpiegel)