1. Städte

Fledermaus mit Wohnungsnot

Fledermaus mit Wohnungsnot

Glückwunsch: Das erste Haus in unserer Region, das mit der Plakette „Fledermausfreundlich“ ausgezeichnet wurde, steht in Viersen.

„Ich baue mittlerweile die Fledermaus-Flachkästen selbst. In diesem Jahr hatten wir auch schon mehrfach Besuch von kleinen Fledermausarten, die das Quartier für einige Tage in Anspruch nahmen, was deutlich macht, dass das Quartier gefunden und benötigt wurde“, sagt Hartmut Otto, dessen Haus jetzt ausgezeichnet wurde.

Seit fünf Jahren interessiert er sich für Fledermäuse. Doch warum benötigen die Tiere überhaupt menschlichen Schutz? „Es gibt in unseren Regionen rund 14 Fledermausarten, die durch die Energiesparmaßnahmen an Neubauten und bei Renovierungen als typische ’Spaltentiere’ ihre Nestmöglichkeiten sukzessive verloren haben“ erklärt Manuela Menn von der Fledermaus-Ambulanz Viersen und Fledermausbotschafterin des Naturschutzbundes (NABU) NRW. Fledermäuse haben also mittlerweile quasi Wohnungsnot. Darum kümmert sich das vom NRW-Umweltministerium geförderte NABU-Projekt „Fledermausfreundliches Haus“. „Ziel des Projektes ist es, die Akzeptanz für Fledermäuse und deren Quartiere in der Nähe des Menschen zu erhöhen sowie bestehende Quartiere zu erhalten und neue zu schaffen. Menschen, die sich für Fledermäuse engagieren und sie in ihren Häusern dulden, werden vom NABU zusammen mit dem Landesfachausschuss Fledermausschutz mit der Plakette ’Fledermausfreundliches Haus’ ausgezeichnet“, erklärt Günter Wessels, Leiter der NABU-Gruppe Viersen. Jeder, der Fledermäuse bereits als Untermieter hat, der es plant oder bereits bei einer Baumaßnahme Quartier für die Tiere geschaffen hat oder Fledermäusen gerne ein Zuhause geben möchte, kann diese Plakette erhalten. „Die Träger dieser Plakette gehören damit zu den Menschen, die nicht nur über biologische Vielfalt und Nachhaltigkeit reden, sondern auch aktiv dazu beitragen“, betont Manuela Menn. Die kleinen nachtaktiven Tiere hätten zu Unrecht ein schlechtes Image, ergänzt sie, denn wer Fledermäuse rund ums Haus habe, habe kein Mückenproblem. „Es sind Nutztiere, da sie pro Nacht bis zu 2 500 Mücken fressen“, sagt die Fachfrau. Sechs bis 20 Tiere gehören zu einer Kolonie, die aus Futtergründen jeweils rund acht verschiedene Quartiere pro Jahr benötigen. „Meine Schwiegermutter erzählt immer, dass man ihr als Kind gesagt habe, die Fledermäuse würden sich in den Haaren festkrallen – das ist natürlich absoluter Blödsinn, es sind superschlaue und pfiffige Lebewesen, die leider mittlerweile sehr stark gefährdet sind“, erklärt Manuela Menn.

(StadtSpiegel)