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Freiheit für die Flöten!

Freiheit für die Flöten!

„Ganz alt, ganz modern... wir trauen uns an alles heran“: Das Flöten-Ensemble Flautato räumt wohlklingend mit einem quiekenden Klischee auf.

„Noch zu hetzig. Ein Ideechen langsamer. Und die Viertelnoten ein bisschen mehr absetzen – so!“ Claudia Henseling macht auf ihrer Sopranflöte vor, wie sich Josef Friedrich Doppelbauer seine Suite gedacht hat. „Ist heiß heute, ich weiß. Mir rutschen auch die Finger“, tröstet sie, bevor sie erneut die Takte bis zum Einsatz vorzählt. Monika, Edith, Ute an der Bassflöte und ihre Mitspielerinnen an Sopran-, Alt- und Tenorflöten schauen konzentriert in die Noten, dann füllen Klänge den Saal im Gemeindehaus der Evangelischen Kirche Odenkirchen, wie sie auch dem Meister um 1740 gefallen hätten. „Toll“, lobt Claudia Henseling, „jetzt die Polonaise!“

Vor rund 30 Jahren hat die Kantorin den Flötenspielkreis ins Leben gerufen. „Irgendwann haben wir uns einen anständigen Namen gegeben“, lacht sie. „Schon allein mit dem Wort Blockflötenspielkreis kann man ja Leute verjagen“, spricht sie augenzwinkernd das Imageproblem eines Instruments an:

„Die Flöte gilt, wenn überhaupt als Instrument betrachtet, dann als eines für musikalische Anfänger. Das, auf dem Kinder herumquieken“, sagt Claudia Henseling. „Wobei, die Zeiten sind vorbei, Kinder lernen heute nicht mehr automatisch in der Grundschule Blöckflöte spielen“, bedauert sie. Schließlich weiß die Leiterin mehrerer musikalischer Ensembles in Odenkirchen nicht zuletzt durch den Erfolg von ’Flautato’ („Grammatikalisch schöner müssten wir eigentlich ’Flautando’ heißen, aber das gab’s schon“) um die Vielfältigkeit der Flöte, deren Allroundtalent schon in ihren Varianten begründet ist: „Aus den einzelnen Arten kann man unheimlich viel rausholen“, bestätigen die Flautato-Damen, von denen einige mehrere spielen. Froh ist man um die Bassflöten, die – „ganz schön teuer!“ – von der Gemeinde gestellt werden. „Da noch einen Groß- und einen Sub-Bass dazu, das wär’ der Hammer!“, träumen die Musikerinnen vergnügt von noch mehr Möglichkeiten, sich nach Noten auszutoben.

Denn: „Blockflöten sind nichts fürs Orchester, aber ideale Ensemble-Instrumente. Wir spielen hier alles, von ganz alt bis modern“, zeigt Claudia Henseling eine Flautato-’Playlist’: Südamerikanische Rhythmen und afrikanische Tänze, Ragtime und Barockes, Klezmer und Comedian Harmonists – „Zutrauen tun wir uns alles“, betont sie. „Ob es uns nachher gefällt, ist was anderes. Mit Blues zum Beispiel, da hadern wir noch...“

Einen Star der Szene gebe es nicht, meint Claudia Henseling: „Jedenfalls keinen wie David Garrett. Aber Hans-Jürgen Hufeisen, der macht tolle Sachen. Den kennt man. Wir zumindest!“, lacht die herzliche Kirchenmusikerin. Und was nehmen Edith, Monika und ihre Mitspielerinnen nach einer Stunde wöchentlicher Probe mit nach Hause? „Man kann hier wunderbar vom Alltag abschalten“, ist man sich einig. „Flötespielen und gleichzeitig grübeln, das geht nämlich nicht.“ Wichtig, so die Damen, sei auch der gesellige Aspekt: „Wir verstehen uns prima und feiern auch gern!“ – darauf noch einmal den „Kleinen grünen Kaktus“.

(StadtSpiegel)