Anschläge in Paris: "Fußball spielte keine Rolle mehr"

Anschläge in Paris : "Fußball spielte keine Rolle mehr"

Die Terror-Anschläge von Paris am vergangenen Freitag schockieren die Welt. Der Sportreporter Jürgen Zelustek aus Gerresheim erzählte uns, wie er den Schreckensabend rund um das Länderspiel zwischen Frankreich und Deutschland erlebte.

Blaulicht von Krankenwagen und Polizei, gesperrte Straßen und Menschen in Panik. Einen Fußballabend wie diesen hatte Jürgen Zelustek bislang nicht erlebt. "Es war wie in einem schlechten Film", sagt der 55-Jährige. Zelustek begleitet seit vielen Jahren die deutsche Fußball-Nationalmannschaft für den Sportinformationsdienst (sid). "Das war der schlimmste Moment meiner Reporterkarriere", sagt Zelustek drei Tage danach.

Als es in der 17. Spielminute des Freundschaftsspiels zwischen Frankreich und Deutschland in der Nähe des Stade de France knallte, dachten Zelustek und seine Kollegen auf der Reportertribüne noch an Pyrotechnik. "Als wir die zweite Explosion einige Minuten später hörten, da war jedem klar, dass etwas Schlimmeres passiert war", erzählt der Journalist.

"Das Fußballspiel spielte von da an gar keine Rolle mehr." Die Reporter verfolgten via Internet die Meldungen von den Explosionen, den Schießereien und der Geiselnahme im Konzertsaal Bataclan. Nach dem Abpfiff wartete Zelustek vergeblich auf Interviews mit den Nationalspielern. Als die Eingänge wieder geöffnet waren, machte sich der Reporter mit seinen Kollegen auf den Weg zum Hotel. "Es war schlimm die Menschen vor dem Stadion zu sehen. Kinder, die weinten und Väter die sie zu trösten versuchten", schildert er seine Beobachtungen. Im Hotel angekommen rief die Arbeit. "Man funktionierte", sagt Zelustek. "Danach haben wir ein Bier getrunken, geheult und sind irgendwann eingeschlafen."

Am Samstagmittag reiste der Reporter mit dem Thalys zurück nach Düsseldorf. "Wir haben Glück gehabt, sehr viel Glück, dass wir da heil herausgekommen sind. Und ich war selten so froh, wieder zu Hause zu sein."
Die Freude am Leben lässt sich Zelustek trotz des Erlebten nicht nehmen: "Ich habe keine Angst! Keine Angst ins Stadion, zum Karneval oder auf einen Weihnachtsmarkt zu gehen."

Schon am Dienstagabend ist wieder so weit. Da berichtet Jürgen Zelustek in Hannover vom Länderspiel der DFB-Elf gegen die Niederlande.