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Gibt es eine Erkältung durch Kälte?

Gibt es eine Erkältung durch Kälte?

Nasse Haare, keine Mütze, ein Grog tut im Winter gut: Es gibt Dinge, die stimmen nicht so ganz.

Bei Winterkälte oder wenn draußen ein kühler Wind weht, hört man so manchen gut gemeinten Klassiker, wie zum Beispiel „Geh nicht mit nassen Haaren vor die Tür – du erkältest dich sonst“, oder „Setze eine Mütze auf, denn die meiste Wärme geht über den Kopf verloren.“

„Es ist natürlich nicht falsch, diese Ratschläge zu befolgen“, sagt Thomas Seidel vom Serviceteam der KKH Kaufmännische Krankenkasse in Krefeld, „aber die Begründungen sind nicht ganz richtig.“ Denn eine Erkältung bekommt man ausschließlich durch Viren, die sich über Tröpfcheninfektion übertragen, also durch Berühren infizierter Türklinken, Rolltreppengeländer oder durch hustende und schniefende Menschen in öffentlichen Verkehrsmitteln. Das Immunsystem kann allerdings durch Unterkühlung geschwächt werden, so dass man für Husten, Fieber und Schnupfen anfälliger ist. Hinzu kommen stark beheizte Räume, die die Schleimhäute austrocknen und für Erkältungserreger eine leicht zu überwindende Barriere darstellen.

„Die Aussage über den hohen Wärmeverlust von nahezu 45 Prozent am Kopf basiert auf einer zweifelhaften Studie des US-amerikanischen Militärs aus den 70er-Jahren“, weiß Seidel. „Die meiste Wärme verlieren wir an Körperteilen, die weiter vom Körperrumpf entfernt sind, also an Füßen und Händen.“ Lediglich zehn Prozent der Körperwärme gehen über den Kopf verloren. Da er aber die am wenigsten mit Kleidung bedeckte Stelle ist und zudem mit vielen Nervenenden versehen ist, spürt man die Kälte dort besonders intensiv. Beim Sport im Winter heißt es immer: wärmende Sport- und Handschuhe anziehen und Mütze aufsetzen!

Gänzlich falsch ist es, sich mit heißen alkoholischen Getränken wie beispielsweise Glühwein, Grog und Lumumba aufzuwärmen. „Auch wenn es am Anfang wohltuend wirkt: Der Alkohol erweitert die Blutgefäße und bringt den Wärmehaushalt zum Erliegen“, so Seidel. „Das führt zu einer erhöhten Wärmeabgabe sowie zur Absenkung der Körpertemperatur mit dem Ergebnis, dass man noch leichter friert.“

(Report Anzeigenblatt)