Großes Kino braucht keine Mattscheibe

Großes Kino braucht keine Mattscheibe

Auf seiner Deutschland-Tournee macht Kinderbuchautor Armin Pongs auch in der Gemeinschaftsgrundschule Heyden Station. Über ein freundliches Reptil, Heimatgefühl und das „Kulturgut Lesen“ sprach er mit uns im Interview.

Herr Pongs, Sie sind Psychologe, Soziologe, Verfasser von Sachbüchern. Wie haben Sie den Kinderbuchautor in sich entdeckt?

Armin Pongs:

Der ist buchstäblich erwacht! Mein damals sechsjähriges Patenkind Adellys wünschte sich etwas vorgelesen, nach Möglichkeit über ein Krokodil. Da gab selbst unser großer heimischer Buchbestand nichts her – also hab’ ich spontan eines erfunden.

Kinder haben selten Krokodile auf der Lieblingstierliste. Die gelten als eher unsympathisch.

Richtig, weil sie Angst auslösen. Deshalb hab’ ich „Krokofil“ ja total freundlich und verträumt gemacht.

Und nicht nur für diesen einen Anlass...

Nein, ich hab’ noch am selben Abend die Geschichte aufgeschrieben und wenig später bei einem Besuch in Rheydt, meiner Heimatstadt, vor Publikum feststellen können, dass das Krokofil gut ankommt. Das Verfassen weiterer Geschichten und Verlegen der Bücher war der nächste Schritt. Dass ich so etwas schreiben kann, war mir vorher gar nicht bewusst, allerdings hab’ ich schon immer gern Geschichten erzählt, zum Beispiel während meiner Zeit als Jugendleiter. Ich habe auch als Journalist gearbeitet.

Der ersten Lesung sind bis heute rund 400 an 1 000 Grundschulen deutschlandweit gefolgt – das heißt, Ihre Wahlheimatorte Chiemsee und Istanbul sehen Sie selten.

So ist es, aber der Kontakt zu den Kindern und die Gelegenheit, sie immer besser verstehen zu lernen und ihnen die Welt nahebringen zu können, macht vieles wett.

In drei bis vier Jahren wollen Sie mit Band 7 die Märchenbuch-Reihe abschließen, außerdem schreibt Krokofil auch Tagebuch.

Ja, es kommt mit seinen Freunden ja viel ’rum und kann allerhand erzählen (lacht)! Die Idee ergab sich aus den Fragen der Kinder. Mittlerweile sind 5 000 Lehrer im Verteiler für diese Geschichten. Zehn, fünfzehn Minuten witzig-informative Vorlesekost frei Haus jeden Tag.

Lesen und Vorlesen – überhaupt Ihre Devise!

Ganz genau. Als Gegenpol zu TV, Tablet und Co. Eine Schule ohne Leseförderung ist vom Bildungsideal weit entfernt. Lesen ist Kulturgut, auch für die Integration immens wichtig.

Ihre Lesungen sind nicht einfach Hinsetzen, Zuhören, still sein...

... nein, das funktioniert mit Kindern nicht! (lacht) Ich habe ein Konzept, mit dem ich eine schöne Atmosphäre schaffe, damit fängt es schon mal an. Das Ganze geht in Richtung Performance, ich spiele mit meiner Stimme. So erreiche ich auch Kinder, die sonst mit ihrer Aufmerksamkeit schnell weg sind. Dass bei allen Bilder im Kopf entstehen, das möchte ich erreichen. Für großes Kino braucht es keine Mattscheibe – schon gar nicht bei Kindern!

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Herr Pongs, welches Gefühl stellt sich bei Besuchen in Ihrer Heimatstadt ein?

Ein frohes und glückliches! Rheydt steht für Kindheit, Elternhaus, Schulzeit... für lauter Positives, das mich letztendlich zum Kinderbuchautor gemacht hat. Ein Extradank gebührt meinem Vater: An seinem breiten Wissen als Volksschullehrer hat er mich von klein auf teilhaben lassen, besonders im Bereich Natur. Und das kann der große Armin heute alles prima gebrauchen.

(StadtSpiegel)