Politik und Verwaltung sind gefordert, aber Einzelhändler stehen auch selbst in der Pflicht: Handel muss gestärkt werden

Politik und Verwaltung sind gefordert, aber Einzelhändler stehen auch selbst in der Pflicht : Handel muss gestärkt werden

Ganz im Zeichen der Aktion „Heimat shoppen“ stand diese Woche – nicht nur in der Stadt Willich, sondern im gesamten IHK Bezirk Mittlerer Niederrhein. Mit einer von der Hochschule Niederrhein ausgearbeiteten Kampagne sollen die Bürger darauf aufmerksam gemacht werden, wie wichtig der Einzelhandel für die Attraktivität eines Ortszentrums ist.

Stadt Willich (stz).

Um den „Wert des Handels für eine Stadt“ ging es auch bei einer Podiumsdiskussion im Schloss Neersen, die am Mittwoch stattfand. An dieser Diskussion unter Leitung der Politologin Elke Frauns nahmen IHK-Präsident Heinz Schmidt, der Geschäftsführer des Rheinischen Einzelhandelsverbandes Rainer Gallus, der Vorsitzende des IHK-Einzelhandelsausschusses Franz-Joseph Greve und – als Einzelhändler aus Willich – Rainer Höppner teil. Prominentester Teilnehmer war aber natürlich NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin, der auch die Schirmherrschaft für die Kampagne „Heimat shoppen“ übernommen hat.

Schon in seiner Begrüßung erklärte IHK-Präsident Heinz Schmidt, worum sich aus seiner Sicht bei dem Thema alles dreht. Nur „kleine, einzigartige Geschäfte mit einem nicht alltäglichen Sortiment“ würden das Gesicht einer Stadt prägen. Aber in den letzten Jahren habe der Wettbewerbsdruck auf den Einzelhandel stark zugenommen, zudem sei der Kunde anspruchsvoller geworden. Vor allem junge Kunden, die bequem vom Sofa aus online einkaufen würden, gelte es wieder zurück in die Geschäfte zu holen. Nur durch Kompetenz, Service und Beratung könne der Handel auf Dauer bestehen.

Rhetorisch gewandt schlug „Impulsgeber“ Stefan Kruse, Stadtforscher- und -planer aus Dortmund, in die gleiche Kerbe. Zunächst erinnerte er aber daran, dass der Handel schon oft totgesagt worden sei, erstmals als Selbstbedienungsläden in den 60er Jahren aufkamen. Neben der Konkurrenz von Fachmärkten und Discountern und Factory-Outlet-Centern, meist auf der grünen Wiese gelegen, drohe dem Einzelhandel in den Stadtzentren jetzt noch die Gefahr von der „virtuellen Wiese“. Dabei sei klar belegt, dass der Einzelhandel der Frequenzbringer für die Zentren sei. So sorge er für Leben in der Stadt. Zudem sei er auch noch Arbeitgeber, Ausbilder und Steuerzahler, richte Feste aus und unterstütze Vereine und Brauchtum. „Ohne Einzelhandel funktionieren Städte nicht!“, betonte Kruse vehement.

Dass der Einzelhandel eine große Bedeutung für die Städte habe, unterstrich auch Wirtschaftsminister Garrelt Duin bei der folgenden Podiumsdiskussion. Er verwies aber auch darauf, dass es den Menschen beim Einkaufen nicht nur noch darum gehen, ihren Bedarf zu decken, sondern dass sie auch das Erlebnis suchten. Hier seinen auch die Stadtplaner gefordert.

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Den Ball nahm Einzelhändler Rainer Höppner gerne auf und monierte, dass viele Städte zu lange ihr Augenmerk nur auf die Entwicklung der Gewerbegebiete gelegt und dabei den Handel vergessen hätten. Deshalb fordert er jetzt mehr Unterstützung von Politik und Verwaltung.

Einer Regulierung des Internethandels – beispielsweise durch Lizenzen für Paketdienste – erklärte Wirtschaftsminister Duin eine klare Absage. „Der Handel muss lokale Allianzen schaffen“, zeigte er einen Weg auf, wie sich die Situation bessern könne. Vor Ort müsse man möglichst viele ins Boot holen.

Rainer Höppner nahm auch die Händler selbst in die Pflicht: „Wir müssen bei uns anfangen.“ Dazu gehöre die Gestaltung der Geschäfte und Schaufenster ebenso wie das Veranstalten von Events. Vor allem gehe es aber um die Pflege der persönlichen Beziehung zu den Kunden.

Wirtschaftsminister Duin machte zudem Hoffnung, dass sich der Handel auch ständig durch neue Geschäftsideen erneuere und wandele. Auch der Trend zum altersgerechtes Wohnen in Innenstädten schaffe neue Märkte.

IHK Präsident Heinz Schmidt forderte einerseits von den Händlern persönliches Engagement, andererseits von Politik und Verwaltung saubere Innenstädte. Strukturen, die jetzt zerschlagen würden, ließen sich – wenn überhaupt – nur mit sehr viel Geld wieder aufbauen.

Elke Frauns fasste die Diskussion schlagwortartig zusammen. Jetzt seinen neue Konzepte für alte Marktplätze gefragt. Das sei eine Gemeinschaftsaufgabe. Händler müssten visionsstark sein und Neues wagen.

Das Schlusswort hatte Andree Haack, IHK-Geschäftsführer für den Bereich Existenzgründung und Unternehmensförderung. Der Handel sei ein Gebilde von Einzelkämpfern, die aber nur gemeinsam bestehen könnten. „Ich kann allen Händlern nur empfehlen, Mitglied einer Werbegemeinschaft zu werden.“ Wie wichtig der Handel für das soziale Gefüge eines Ortes sei, würde man erst merken, wenn er nicht mehr vorhanden sei. Deshalb werde die Aktion „Heimat shop

pen“ auch im kommenden Jahr wiederholt.

(Report Anzeigenblatt)