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Hilfe beim „Kaffee schmerzfrei“

Hilfe beim „Kaffee schmerzfrei“

„Kaffee schmerzfrei“ ist eine Relaisstation für Menschen mit chronischen Schmerzen im Pfarrzentrum Herz Jesu in Dülken. Wir haben die Selbsthilfegruppe besucht.

Ein Klassiker der Krankenhauswitze: Kommt die Krankenschwester zum Stationsarzt und sagt: „Herr Doktor, jetzt übertreibt er aber wirklich! Der Simulant von Zimmer 114 ist soeben verstorben.“ Für die Mitglieder, die die von Norbert Stobbe im Januar 2015 gegründete offene Selbsthilfegruppe „Kaffee schmerzfrei“ besuchen können, liegt in diesem Witz jedoch ein bitterer Ernst.

Alle Mitglieder, die sich jeden dritten Dienstag im Monat beitragsfrei im Pfarrzentrum Herz Jesu in Dülken treffen, berichten, dass sie immer wieder den Eindruck bekommen, die Gesellschaft nehme Menschen mit chronischen Schmerzen nicht ernst.

„Ich habe fünf Jahre gebraucht, um zu begreifen, dass mein altes Leben vorbei ist“, berichtet Norbert Stobbe nüchtern. Es bricht kein Entsetzen bei den weiteren Gruppenmitgliedern aus, weil sie genau zu wissen scheinen, was Stobbe meint.

Insbesondere, wenn etliche Therapieansätze und Medikamente nicht wirken und man einen Marathon an Untersuchungen über sich hat ergehen lassen müssen, ohne dass eine greifbare Diagnose zu Tage tritt, schwindet das Vertrauen beim medizinischen Personal, bei Bekannten und selbst bei den engsten Angehörigen, dass etwas daran sein könnte, wenn Menschen wie Wille Barands-Marc behaupten: „Ich war seit dem dritten August 2006 insgesamt vielleicht drei Tage schmerzfrei.“ Er habe auch damit begonnen, an seinem eigenen Verstand zu zweifeln.

„Wie es ist, ganz einfach mal auf ein Live-Konzert zu gehen“, kennt Heinz-Jürgen Wilms schon lange nicht mehr. Allen Selbsthilfegruppenmitgliedern ging eine existenzielle Lebenserfahrung mit einem traumatischen Ereignis voraus, bevor der chronische Schmerz in ihr Leben trat. Schmerzen kennen kein Alter.

Kai Barth leidet an einer Form der Epilepsie und könnte ohne therapeutisches Marihuana niemals seine heutige wiedergewonnene Lebensqualität erhalten. Er hält ein mit Literaturverweisen gespicktes Plädoyer für das pflanzliche Therapeutikum und glaubt noch erhebliche Anlaufschwierigkeiten auf Seiten der Krankenkassen und Ärzteschaft in der Therapie mit Marihuana entdecken zu können.

Obwohl die Krankenkassen ihre Selbsthilfegruppe bezuschussen, fällt das Urteil der Mitglieder, was die Leistungen der Krankenkassen anbelangt, vernichtend aus. „Den Krankenkassen geht es nur ums Geld und Krankenhäuser und Arztpraxen sind Wirtschaftsunternehmen. Ich komme mir vor wie ein Patient zweiter Klasse“, sagte ein weiteres Gruppenmitglied sichtlich aufgebracht und korrigiert sich selbst: „Nein, wie ein Mensch dritter Klasse“, und für ein paar Sekunden ist es still im Raum.

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Je länger ein Leben mit chronischen Schmerzen andauert, desto kleiner werde der Freundeskreis, berichten alle unisono.

„Krankheit isoliert halt“, ist ein erdrückendes Fazit, das Norbert Stobbe mit den anderen Selbsthilfemitgliedern zieht. Die Treffen in der Selbsthilfegruppe relativieren dieses unschöne Gefühl einwenig.

„Ich muss mich nicht verstecken, weil ich chronische Schmerzen habe“, klingt Edelgard Materna kämpferisch und freut sich bereits auf den nächsten dritten Dienstag im Monat. Ein besonderer Tag im Monat, zu dem die Besucher von „Kaffee schmerzfrei“ ganz herzlich weitere Menschen mit chronischen Schmerzen des Kreis Viersen und Umgebung einladen möchten.

(Report Anzeigenblatt)