„Ich bin kein Europa-Rebell“

„Ich bin kein Europa-Rebell“

Wolfgang Bosbach (CDU) hielt in dieser Woche einen Vortrag unter der Überschrift „Halbzeit in Berlin – Worauf es jetzt ankommt“ im Forum des St. Franziskus Krankenhauses der Kliniken Maria Hilf.

Manch einer würde wohl freiwillig den Saal verlassen, wenn er in Mönchengladbach, in den einleitenden Worten zu seiner Person, als Mitglied im Beirat des 1. FC Köln ge outet werden würde – doch nicht Wolfgang Bosbach, seines Zeichens Politiker und zum sechsten Mal im Rheinisch-Bergischen Kreis direkt in den Deutschen Bundestag gewählt. Er findet gleich den richtigen Konter und sagt, er wisse gar nicht, was man in Mönchengladbach gegen den 1. FC Köln haben solle, schließlich bringe der der Borussia immer sichere drei Punkte. Gelächter im Saal.

„Ich bin kein Europa-Rebell“

Wieder einmal merkt man: Bosbach ist beliebt bei Nicht-Politikern. Und warum? Weil er bürgernah ist und, wie Maria-Hilf-Geschäftsführer Dr. med. Andreas Lahm ebenfalls in seinen einleitenden Worten im Forum feststellt, „Klartext“ redet. Ohne Floskeln, ohne Politikerverklausulierungen und stets mit verständlichen Beispielen oder Vergleichen.

Bosbach ist an diesem Abend nach Mönchengladbach gekommen, um eine Rede im Rahmen der Vortragsreihe „Impulse“ des Maria Hilf Krankenhauses vor geladenen Gästen zu halten – und während er das tut, sieht man ausschließlich nickende Köpfe und interessiert gespitzte Ohren. Gekonnt spannt der Politiker innerhalb einer Stunde einen Bogen vom 25-jährigen Wiedervereinigungsjubiläum in diesem Jahr über die aktuelle Flüchtlingsflut und die Griechenlandrettung bis hin zu bildungspolitischen Themen.

Vor kurzem ist der 63-Jährige vom Vorsitz des Innenausschusses im Deutschen Bundestag zurückgetreten. Grund dafür sei seine Meinung zur Griechenlandpolitik, die gegen die Mehrheitsmeinung seiner Fraktion (CDU) argumentiert. So stimmte Bosbach mehrfach gegen ein erneutes Rettungspaket für Griechenland. Bevor er die Gründe für seine Meinung nannte, stellte er in Mönchengladbach klar: „Ich bin kein Euro- und Europa-Skeptiker oder gar Rebell. Leider wird man heutzutage schon als Rebell betitelt, wenn man einfach bei seiner Meinung bleibt.“ Griechenland fehle es nicht an europäischer Solidarität, sondern an einer wettbewerbsfähigen Volkswirtschaft und an einer effizienten Verwaltung des Staates und daran würden auch auch immer neue Milliardenhilfen nichts ändern.

Zudem müsse ein Umdenken in den Köpfen passieren, denn die geplanten Reformen in Griechenland würden einzig und allein auf Verlangen der Gläubigerstaaten beschlossen und nicht, weil in Griechenland Staat und Gesellschaft zu der Einsicht gelangt seien. „Eine Krise, die durch Überschuldung entstanden ist, löst man nicht durch weitere Kredite und damit immer neuer Verschuldung“, sagte Bosbach und erntete Zustimmung vom Publikum.

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Ein weiteres aktuelles und akutes Thema sprach der gebürtige Bergisch-Gladbacher auch an: In diesem Jahr kommen weit mehr als die anfangs prognostizierten 400 000 Flüchtlinge nach Deutschland. Das sei ein Anstieg um das 15-fache in sieben Jahren. „Deutschland und Schweden nehmen etwa die Hälfte der Flüchtlinge auf und damit so viele wie die anderen 26 EU-Staaten zusammen. Das kann auf Dauer nicht so weitergehen. Wir können nicht alle sozialen Probleme dieser Welt lösen, selbst wenn wir wollten.“

Warum er die Idee eines neuen Einwanderungsgesetzes nicht unterstütze? Weil er nur Vorschläge kenne, die auf eine Ausweitung und nicht auf eine Einschränkung der Einwanderung zielen würden, und eine Ausweitung sei einfach nicht leistbar. „Wir leisten in beispielloser Weise Hilfe. Vorwürfe der Ausländerfeindlichkeit, die uns Deutschen immer wieder gemacht werden, kann ich deshalb nicht akzeptieren.“

Mit diesen und vielen weiteren politischen Denkanstößen verließen die Gäste das Forum des Maria Hilf Krankenhauses in regem Austausch.

(Report Anzeigenblatt)