Im Stich gelassen!

Im Stich gelassen!

Barbara Christ ist verzweifelt. Offenbar will ihr niemand helfen. Sie sucht vergeblich eine barrierefreie Wohnung für ihren Lebensgefährten, der nach einem Schlaganfall nicht mehr ohne Hilfe Treppen steigen kann.

Wenn Wolfgang Maaßen die 32 Stufen zur Wohnung seiner Freundin bewältigen will, dann ist das eine wackelige und halsbrecherische Angelegenheit. Seit seinem Schlaganfall kurz vor Weihnachten ist der 55-jährige halbseitig gelähmt und schafft es noch so gerade, sich mit seiner vierfüßigen Gehhilfe mehr schlecht als recht fortzubewegen. „Am sichersten ist es, wenn zwei Leute beim Treppensteigen helfen“, sagt Lebensgefährtin Barbara Christ, einer zum Stützen und einer, der dafür sorgt, dass der Schlaganfallpatient nicht nach hinten kippt.

Seit einer Woche lebt Wolfgang Maaßen provisorisch bei Barbara Christ, deren Tochter und Hund unter beengten Verhältnissen in der kleinen 2-Zimmer-Wohnung in Venn. „Eine Notlösung“, sagt Barbara Christ. Die eigene Wohnung ist längst gekündigt, die konnte er neben der monatelangen Reha nicht halten. Hätte seine Freundin ihn nicht aufgenommen, wäre er buchstäblich auf der Straße gelandet. „Die Reha-Klinik hat nach Monaten von jetzt auf gleich seine Entlassung angekündigt, ich war vollkommen überrumpelt“, sagt Barbara Christ. Man habe ihr gesagt, wenn Maaßen nicht bei ihr wohnen könne, dann würde man ihn einfach ins Taxi setzen und in das nächste Obdachlosenasyl schicken. „Ich war total geschockt“.

Christ hatte Hilfe bei mehreren Pflegestützpunkten gesucht. „Die haben mir gesagt, sie kümmern sich erst ab 60. Der Wolfgang ist zu jung“, sagt sie. Auch bei der Sozialholding wurde sie abgewiesen. „Ich habe die Altenheime abgeklappert wegen einem vorübergehenden Kurzzeitpflegeplatz“. Barbara Christ ist froh, dass ihre Freundin meistens dabei war. „Das glaubt einem ja keiner“, sagt sie. Ihre Bemühungen für ihren Freund, der seit dem Schlaganfall einen Dauerkatheter trägt, eine Pflegestufe durchzusetzen, waren bislang ebenfalls erfolglos.

Als sie bei der Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft vorstellig wurde, schien endlich ein Lichtblick am Horizont aufzutauchen: Eine kleine Wohnung mit Fahrstuhl und Möbeln gegen eine kleine Übernahme rückte in greifbare Nähe. Wolfgang Maaßen ist als ehemaliger Ordner bei Borussia mit Minirente von seiner verstorbenen Frau und Erwerbsminderungsrente einer, der nicht viel Geld hat. Alles in allem kommt er nur auf 750 Euro. Barbara Christ besorgte Bürgschaften seiner Kinder. „Zusammen schaffen wir das“, war sich die Familie einig. Doch trotz Bürgschaften wurde auch aus der Wohnung am Ende nichts. „Ich weiß nicht mehr weiter“, sagt Barbara Christ.

(Report Anzeigenblatt)