Immer weniger Hebammen

Immer weniger Hebammen

Steigende Geburtenzahlen und immer weniger Hebammen aufgrund der schwierigen Berufssituation haben dazu geführt, dass im Kreis Viersen immer mehr Frauen Mühe haben, eine Hebamme zu finden, die sie während der Schwangerschaft und nach der Geburt begleitet.

„Ich selbst bin als Familienhebamme ausgebildet, bis April/Mai nächsten Jahres ausgebucht und weiß, dass das auch für die Kolleginnen im Kreis gilt – ich muss leider täglich Frauen absagen, wenn sie anrufen“, erzählt die freiberufliche Hebamme Berit Decker (48). Deshalb sei es zur Idee der wöchentlich stattfindenden Hebammensprechstunde gekommen. In Zusammenarbeit mit dem Verein Donum Vitae in Viersen wurde diese nun für Frauen und junge Familien in den Räumen an der Josefstraße 9 eingerichtet. Berit Decker ist nach vorheriger Anmeldung und Terminabsprache Ansprechpartnerin für alle Fragen rund um Schwangerschaft und Geburt.

„Diese Hebammensprechstunde ersetzt nicht die von den Krankenkassen erstattete Hebammennachsorge oder komplette Begleitung, aber ich mache hier alles, was durch eine Hebamme gewünscht wird – ich kann hier sogar Babys wiegen“, betont Berit Decker. Ob Fragen zum Schwangerschaftsverlauf, Möglichkeiten der Geburt oder zur Entwicklung des Säuglings, zur Babypflege, zum Stillen, zur Ernährung oder auch einfach zum „Eltern sein“ – in der Hebammensprechstunde erhalten Schwangere und junge Mütter alle wichtigen Informationen. „Wir kennen die Nöte und wollten mit diesem Angebot für Frauen aus dem gesamten Kreis eine Möglichkeit schaffen, mit einer Hebamme zu sprechen, auch wenn für die komplette Begleitung oder Nachsorge keine Hebamme zu finden ist“, erklärt Sozialpädagogin Birgit Kruse von Donum Vitae. Und Berit Decker ergänzt: „Die Sprechstunde kann auffangen, wenn ansonsten keine He-bammen- Termine gefunden werden können.“

Familien würden heute häufig weit voneinander entfernt leben, viele Schwangere und junge Mütter würden sich mit ihren Fragen, Unsicherheiten und Problemen sehr alleine gelassen fühlen. Zudem könnten hier verschiedenste Themen auf einmal und an einer Stelle behandelt werden. „Von Infos zu einem wunden Babypopo über Ernährungsumstellung bis hin zum Erziehungsgeld – hier können wir über alles sprechen“, sagt Berit Decker. Auch das große Netzwerk des gemeinnützigen Vereins Donum Vitae kann für die Lösung aller möglichen Probleme rund um Schwangerschaft und Geburt selbstverständlich mitgenutzt werden. Donum Vitae in Viersen gehört zu ca. 40 Ortsverbänden in ganz NRW – überall bietet der Verein neben Schwangerschaftskonfliktberatung auch allgemeine Beratung beispielsweise für junge Mütter oder Alleinerziehende, aber auch für Familien und Paare. Für die Hebammensprechstunde gilt, was bei Donum Vitae ohnehin erste Regel ist. „Alles war in diesem Räumen besprochen wird, bleibt auch hier und wird nicht ohne ausdrücklichen Wunsch weitergetragen“, betont Birgit Kruse.

(StadtSpiegel)