In der „Hauptstadt Europas“

In der „Hauptstadt Europas“

Straßburg im Elsass gilt als eine der schönsten Städte der Welt – das gesamte Stadtzentrum wurde von der UNESCO 1988 aufgrund der vielfältigen Architektur zum Weltkulturerbe erklärt.

Das besonderes Flair der Stadt lässt auch mich sofort an einen Zeitsprung denken, als ich durch die gut erhaltene historische Altstadt Grande Ile laufe, die von der Ill, einem Nebenfluss des Rheins, umflossen wird. Romantische Fachwerkhäuser, kleine Gassen und die typischen Dachgauben sorgen für eine ganz besondere Atmosphäre, die viele Touristen aus aller Welt besonders ins „Gerberviertel“ (frz. „Quartier des Tanneurs“) im Stadtteil „La Petite France“ am Ufer der Ill anlockt.

Ich lasse mich treiben und genieße beim Bummeln vorbei an kleinen traditionellen Geschäften, Feinkostläden und Restaurants zwischendurch die überall angebotenen typisch elsässischen Köstlichkeiten– ideal für unterwegs sind die Flammkuchen oder die Leckereien aus den vielen Bäckereien, wie „bredele“, „meringue“ oder „bretzel“. Berühmt ist das Wahrzeichen Straßburgs, das Straßburger Münster, oder, wie die Franzosen sagen, die „Cathédrale Notre-Dame“, die 2015 ihr 1 000-jähriges Jubiläum feierte. Straßburg schloss sich als Reichsstadt schon früh der Reformation lutherischer Prägung an, der Gegensatz zwischen Protestanten und Katholiken bildete eine wichtige Komponente der Stadtgeschichte. Der entstandenen Vielfalt der Kirchen, Klöster, Kongregationen und Synagogen wegen hatte Straßburg einst den Spitznamen „Stadt der tausend Kirchen“.

Überall finden sich in der Stadt auch Spuren davon, dass hier einst eines der ersten Buchdruckzentren Europas war – zwar wurde der Schatz an jahrhundertealten Wiegendrucken durch die Vernichtung der Stadtbibliothek 1871 zerstört, jedoch hat die elsässische Metropole heute erneut eine beachtliche Anzahl von Inkunabeln, die sich auf verschiedene Bibliotheken verteilen.

Der Münsterplatz vor der Kathedrale wird zu den schönsten Marktplätzen in Europa gezählt, auch weil hier ebenfalls zahlreiche malerische Fachwerkhäuser mit zum Teil vier und fünf Etagen zu finden sind. Als Prunkstück des Münsterplatzes gilt das bekannte, reich verzierte Kammerzellhaus (frz. Maison Kammerzell). Aber Straßburg ist eben auch Sitz zahlreicher europäischer Einrichtungen, unter anderem Europarat, Europaparlament, Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte, Europäischer Bürgerbeauftragter und Eurokorps. Aufgrund dessen versteht sich Straßburg als „Hauptstadt Europas“.

Die östlichen Stadtteile grenzen an den Rhein, auf dessen gegenüberliegenden Seite die deutsche Stadt Kehl liegt. Beide Städte und Länder werden von der Europabrücke verbunden. Auch im elsässischen Dialekt oder in der Zweisprachigkeit der Straßenschilder wird immer wieder die Nähe zum alemannischen Deutschland deutlich.

(Report Anzeigenblatt)