JHQ: Irgendwo im Nirgendwo

JHQ: Irgendwo im Nirgendwo

Politik, Verwaltung und Presse machten eine Orientierungs-Bustour durch das verlassene Joint Headquarter.

Mr. King steht auf dem Klingelschild des Hauses Helbach. Im Briefkasten haben sich Vögel ein Nest gebaut. Das alte Jagdhaus der Familie Monforts mitten auf dem Gelände des ehemaligen JHQ hatten die Briten 1952 einfach konfisziert, weil der Besitz strategisch so günstig lag. Heute steht es unter Denkmalschutz und die Monforts-Erben kämpfen darum, dass es zurück in Familienbesitz kommt.

Andere Häuser, in denen die Familien der Soldaten im 470 Hektar großen Joint Headquarter gewohnt hatten, sollen im großen Stil abgerissen werden. Um sich das ganze Gebiet anzusehen, hatte Baudezernent Dr. Gregor Bonin Verwaltungsangestellte, Mitglieder des Bauausschusses und Presseleute zu einer dreistündigen Busfahrt durch die ehemalige Kleinstadt der Briten eingeladen.

"Die Kollegen sollen sehen, wovon sie reden, bevor sie Entscheidungen treffen", sagt Hans-Peter Vennen, Vorsitzender des Bauausschusses, der das Gebiet seit seiner Kindheit kennt. Es geht durch den - bewachten - süd-westlichen Teil des Geländes, dort, wo noch nicht alles geklaut, zerschlagen und ramponiert ist. Hier sieht man Rehe zwischen Fingerhut und Rhododendron äsen, Greifvögel und seltene Schmetterlinge haben sich wieder breit gemacht. "Die Natur ist dabei, sich das Gelände zurück zu erobern", sagt Barbara Weinthal, Leiterin des Umweltamtes.

Auf der Denkmalwiese, dem ehemaligen Sports Ground mit Tribünen, soll demnächst eine Hügellandschaft aus dem begrünten Bauschutt ehemaliger Häuser entstehen. Um zu vermeiden, dass in den Hügeln des neuen Naherholungsgebietes kontaminierter Schutt landet, gab es vorab Testabrisse, um die Baumaterialien der Häuser zu untersuchen. "Hier gibt es erstaunlich wenig Belastungen im Boden, lediglich dort, wo früher Tankstellen waren", weiß Barbara Weinthal.


Rund 600 Gebäude - Wohnhäuser, Verwaltungsgebäude, Schulgebäude, Schwimmbäder, Kirchen, Sportplätze, Geschäfte - sollen ab August im ehemaligen JHQ-Gebiet abgerissen werden, um das Areal der Natur zurück zu geben, nachdem sich Pläne von Freizeitparks und Festivalträume mangels Investoren erledigt haben. Das unberührte Knippertzbachtal nebenan ist ohnehin Flora-Fauna-Habitat-Gebiet mit europäischem Schutzstatus.


Detailliert erklärt die städtische Konversionsbeauftragte Annette Pfennings, wo wann was abgerissen wird, welche Flächen an das Land NRW für die Flüchtlingserstaufnahmestelle vermietet sind, und was die Bürger am Ende erwartet: Ein Naherholungsgebiet - möglicherweise mit Aussichtstürmchen - und einzigartige Landschaftsschutzgebiete, in denen sich selten gewordene Tier- und Pflanzenarten wieder breit machen dürfen.

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Während hüben abgerissen wird, üben drüben Polizei und Zoll mit Farbmunition für den Ernstfall und so sehen sich die Busreisenden auch unvermittelt einer Gruppe "Bewaffneter" gegenüber...
Der Planungsprozess für das "Landschaftsbauwerk" geht mit einem Wettbewerb für Landschaftsarchitekten einher.

(Report Anzeigenblatt)