Kampf um die Würde

Kampf um die Würde

Dolores Ferrera will lernen und arbeiten. Doch in mehreren Weiterbildungsmaßnahmen wurde sie gemobbt, weil sie zu engagiert auf ihr Recht auf Bildung pochte. Die Schuld dafür gibt sie aber nicht dem Jobcenter.

Dolores Ferrera ist eine stolze Frau. Doch sie ist auch eine Frau, die viel weint, meist vor Wut. So erging es ihr auch nach unserem Bericht über Markus Siles vor wenigen Wochen. Denn seine Klagen über das Jobcenter kann die 57-jährige nicht verstehen, und dass, obwohl sie selber auf die Hilfe des Jobcenters angewiesen ist. „Ich bin dankbar, dass es das Jobcenter gibt. Natürlich muss man sich einschränken, aber man bekommt alles, was man zum Leben braucht“, sagt sie.

Zufrieden ist sie mit ihrer Situation allerdings nicht. Denn eigentlich will sie nicht auf die Sozialleistungen angewiesen sein: Sie will arbeiten, sich weiterbilden und ihr Deutsch verbessern – aber all das gestaltet sich mehr als schwierig. Vor mehr als 15 Jahren kam sie aus Spanien nach Deutschland, heiratete und bekam einen Sohn. „Leider habe ich zu Hause fast nur spanisch gesprochen und so verpasst, mein Deutsch zu verbessern“, erklärt sie heute. In Spanien

hatte sie über 20 Jahre als Modeberaterin gearbeitet, sogar eine Boutique geleitet, in Deutschland war dann ihr Mann der Verdiener im Haus.

Nach der Trennung wollte Dolores Ferrera dann ihr Leben wieder selber in die Hand nehmen und bekam vom Jobcenter Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen zugewiesen. Das Problem: Außer ihr waren alle anderen Teilnehmer nicht wirklich motiviert. „Wir hatten ein Klasse von rund 20 Leuten, alle über 50. Für sie war das nur eine Pflichtaufgabe, ich aber wollte etwas lernen“, sagt die Spanierin. Sie forderte und schaltete das Jobcenter ein, die sich auch vor Ort erkundigten. „Doch danach wurde es nur noch schlimmer. Ich wurde von allen Seiten gemobbt. So schlimm, dass ich darüber krank geworden bin. Es war eine Chance für mich, und die wurde mir kaputt gemacht.“ Auch bei einer Umschulung zur Köchin lief es nicht viel besser. „Natürlich bin ich temperamentvoll, aber ich wollte etwas lernen und nicht nur als Spülkraft eingesetzt werden.“

Ihre Ehrlichkeit hätte sie sogar einmal fast ihre Wohnung gekostet, die sie mit mit kleinen Mitteln, restaurierten Möbeln und ein bisschen Farbe zu einer kleinen Wohlfühloase gemacht hat. „Ich bin sehr sparsam mit den Nebenkosten umgegangen, so dass sich ein Guthaben angehäuft hatte. Das habe ich dem Jobcenter auch gemeldet“, sagt sie. Da es zu viel bezahltes Geld des Jobcenters war, wurde das mit der Miete verrechnet. „Meine Mieterin war darüber nicht erfreut und drohte mir mit der Kündigung, die aber nachher zurückgezogen wurde.“

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Für die Zukunft wünscht sie Ferrera, entweder mit einem Imbiss mit spanischen Spezialitäten oder noch mal in einem Modegeschäfts arbeiten zu können. „Ich kämpfe um meine Würde“, beteuert sie. Und dann müsste sie auch nicht mehr so oft weinen.

(Report Anzeigenblatt)