„Kein anderes Thema mehr“

„Kein anderes Thema mehr“

Etwa 900 Griechen leben in Viersen - es ist die zweitgrößte ausländische Bevölkerungsgruppe in der Kreisstadt nach den türkischen Mitbürgern. Im Stadt Spiegel-Gespräch blickt die griechische Gemeinde der Stadt Viersen auf die immer noch nicht ausgestandene Krise in ihrem Heimatland.

„Es gibt kaum noch ein anderes Thema als die Krise“, sagt Kostas Nastos, wenn er über die Treffen der griechischen Gemeinde der Stadt Viersen berichtet. „Jeder hat Verwandte und Freunde in seiner Heimat, die unmittelbar von den Auswirkungen der drohenden Pleite Griechenlands betroffen sind“, sagt Nastos, der Geschäftsführer des Viersener Integrationsrates ist.

So wie Anastasia, die Schwester von Josif Tsivalidis. „Sie kam vor zwei Jahren, als es mit der Krise losging, nach Viersen. Sie arbeitete als Erzieherin, und in Griechenland hat man ihr von einem auf den anderen Tag das Gehalt um 600 Euro im Monat gekürzt“, so Tsivalidis, der selbst seit über 30 Jahren in Deutschland lebt. Er beschreibt, wie schwierig es für „deutsche Griechen“ ist, in die Heimat zu fahren: „In Griechenland sind wir die Deutschen, in Deutschland die Griechen. Das war schon immer so und hat mit der Krise nichts zu tun. Aber in unserer alten Heimat werden wir schon damit konfrontiert, wie unzufrieden viele Griechen mit der Politik der EU und dem Internationalen Währungsfonds sind. Dabei können wir doch auch nichts an der Situation ändern.“

Und in Deutschland müssen sich die beiden, wie auch viele andere Griechen, Sprüche und Vorurteile gefallen lassen. „Wenn jemand sagt: ’Komm, wir grillen jetzt griechisch - ohne Kohle’, dann kann ich noch darüber lachen. Doch manchmal sage ich auch ’Stopp - so geht es nicht’“, sagt Tsivalidis. Beispielsweise wenn es darum gehe, er und seine Landsleute lägen auf „den Taschen der Deutschen“. „Diese Kritik kommt oft von den Leuten, die nur vom Amt leben können. Es sind ja keine Steuergelder nach Griechenland geflossen, sondern Bürgschaften. Kein Deutscher hat weniger Geld auf seinem Konto, weil Griechenland neue Milliarden-Bürgschaften erhält.“

Dabei sagen die beiden schon, die Krise in Griechenland sei „hausgemacht“. „Vor 20 Jahren haben viele Griechen damit begonnen, über ihre Verhältnisse zu leben. Auch die Politik und die Verwaltung, hinzu kommt die Korruption. Aber es ist nicht so, dass der Grieche faul ist“, sagt Kostas Nastos. „Viele haben drei Jobs, um über die Runden zu kommen. Ich hoffe daher, dass die Gelder, die Griechenland nun erhält, auch wirklich bei den Menschen ankommen, dass sie dazu genutzt werden, Arbeitsplätze zu schaffen. Denn das ist es, was Griechenland braucht.“

(StadtSpiegel)