Keine Angst vor dem Tabu

Keine Angst vor dem Tabu

Die Mönchengladbacher Autorin Petra Kania hat ihren zweiten Roman veröffentlicht, er trägt den Titel „Johanna, alles hat seine Zeit“. Im Gespräch erzählt sie die Hintergründe zu ihrem Frauenroman, in dem gleichgeschlechtliche Liebe das zentrale Thema darstellt.

Können sie kurz die Geschichte von Johanna umreißen, ohne natürlich zu viel zu verraten?

Johanna ist eine verheiratete Frau mittleren Alters. Ihr Ehemann Martin ist bei einer Versicherung beschäftigt, sie selbst hat zeitweise in einer Schule gearbeitet. Wie der Zufall es will, verliebt sich Johanna in die Buchhändlerin Vera, und dies wirft sie völlig aus der Bahn. Am dabei entstehenden Konflikt zwischen den Anforderungen und Erwartungen der Umwelt und ihren eigenen Bedürfnissen und Wünschen, zerbricht sie fast.

Wie sind sie auf die Idee gekommen, dieses nicht ganz leichte Thema zu wählen?

Ich finde es wichtig, das Thema Homosexualität und lesbische Beziehungen offen zu nennen, denn das ist im Grunde immer noch ein Tabu. In manchen Ländern wird man deshalb sogar mit dem Leben bedroht. So ist es hier in Deutschland sicher nicht mehr, aber unterschwellig bestehen meiner Meinung nach immer noch viele Vorurteile. Ich kann mir vorstellen, dass selbst sehr tolerante Eltern nicht einfach so hinnehmen können, wenn das eigene Kind kommt und sagt, ich bin homosexuell. Es stellen sich Fragen – was hab ich falsch gemacht, was denken die Nachbarn... Besonders eben, was denken die anderen.

Wie haben Sie zum Thema gleichgeschlechtliche Liebe recherchiert?

Mit Homosexualität und Frauenliebe bin ich bereits während meiner Arbeit als Lehrerin am Berufskolleg konfrontiert worden. Ich habe eine Reihe von Mädchen kennen gelernt, die sich als lesbisch geoutet haben, die oft auch Angst hatten, dies vor den Eltern zuzugeben. Teilweise mag dies eine Entwicklungsphase gewesen sein, aber ich kenne auch einige Schülerinnen, die später mit einer Frau zusammen gezogen sind.

Wo spielt die Geschichte?

Hier in Mönchengladbach, an Plätzen die es wirklich gibt. Eine Sache aber habe ich frei erfunden: das KuLiMu, ein Haus für Kunst, Literatur und Musik für Menschen ab 40, mit einer Diskothek und entsprechender Musik, Literaturvorträgen, Ausstellungen – eben alles unter einem Dach. So etwas wünsche ich mir auch in unserer Stadt.

Am Ende des Buches will man wissen, wie die Geschichte um Johanna weiter geht. Haben sie sich da Gedanken zu gemacht?

Ja sicher habe ich das. Aber ich wollte ein Buch schreiben, das ein Ende offen lässt und nicht abschließt mit „Alles ist heile Welt.“ Es gibt so viele Frauenbücher, die sanft dahergleiten: „Sie“ ist gut, hat fast einen Heiligenschein, die anderen drum herum sind alle böse. Dann verliebt sie sich in einen Mann, nach einigen Verwicklungen gibt es ein Happy End, die Guten siegen. Da wollte ich eine Alternative schaffen. Deshalb ist der Schluss erst einmal offen, regt zum Nachdenken an.

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Haben Sie abschließend noch einen Wunsch?

Oh ja, ich würde mich freuen, wenn mir die Leser schreiben, was sie sich zum Buch denken oder wie es denn ihrer Meinung nach weitergeht. Vielleicht gibt es ja dann eine Fortsetzung...

(StadtSpiegel)